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"Verdammt nochmal! Dieses Scheißradio!" fluchte Brian Thompson, als er sich mal wieder mit dem alt bekannten Problem auseinander setzen musste, dass sein Stereoradio unglücklicherweise die dumme Angewohnheit hatte, bei jeder holprigen Bodenwelle wie wild auf zu flackern. "Ich krieg dich schon kirre du! Entweder du spielst jetzt diesen verfluchten Countrysender oder ich spreng dich in die Luft, du Aas!"
Man konnte sicher vieles über Brian behaupten, dass er eigentlich ein netter Kerl war, den nur alle Welt missverstand, dass er gerne in Kauf nahm, für seinen Job mehrere Stunden täglich im Auto zu verbringen, oder auch, dass er gerne von seiner Zeit als ehemaliger Soldat sprach. Eines konnte man von ihm jedoch leider nicht sagen: Er war alles Andere, als ein ausgeglichener Mensch. Das lag natürlich hauptsächlich daran, dass er oft unterwegs war und nur über wenig, bis gar kein Privatleben und dementsprechend auch nicht über Angehörige verfügte, aber vor allem, an seiner etwas düsteren Vergangenheit. Brian sprach nicht gerne über diese Dinge, sondern versuchte viel lieber, das Erlebte zu verdrängen, indem er manchmal Unmengen Alkohol trank. Sehr zum Leidwesen seiner Fahrkünste. Ja, auch davor machte er keinen Halt, wenn es mal gar nicht mehr ging.
Und gerade jetzt, war es mal wieder sehr schlimm, mit den bösen Erinnerungen und so griff er einfach wieder einmal zu der kleinen Flasche aus Edelstahl, welche stets in der Innenseite seines Jackets zu finden war.
Er kannte sich gut aus und wusste genau, dass um diese Uhrzeit auf der Interstate 49 beinahe niemand mehr fahren würde und erst recht nicht die Bullen!
"Scheiße, was für eine beschissene Route." sprach Brian, während er nervös versuchte, mit einer Hand den kleinen Schraubverschluss des Flachmanns zu öffnen. Als er schließlich noch die Zähne zu Hilfe nahm, entglitt ihm für einen kurzen Moment fast noch das Steuer. Aber so etwas geschah eben, wenn man ein Ziel hatte. 'Berufsrisiko' nannte er derartige Ausschweifungen dann immer gerne spöttisch.
Er blickte kurz aus dem Fenster, mitten in die trostlose Steppe von Hells Kitchen, sah dann auf die Uhr und stellte verwundert fest: "Donnerwetter! Ist schon mächtig spät, schätze ich muss mich ran halten, wenn ich hier nicht übernachten will!"
Etwas besorgt über den überraschenden Sonnenuntergang und die darauf folgende, plötzlich einsetzende Dämmerung, entschied er sich dazu, das Gaspedal noch ein wenig mehr mit seinem ohnehin schon schweren Fuß zu beanspruchen. Wie gesagt, mit Polizei war hier um diese Zeit nun wirklich nicht mehr zu rechnen.
Er drehte den Knopf des Radios ein wenig lauter, um der schmalzigen Musik zu lauschen und stellte gerade den Rückspiegel ein, als ihm plötzlich etwas auffiel.
Im Rückspiegel blitzte etwas auf. "Hm? Was zum Teufel?"
Hektisch kramte er in seiner Hosentasche nach den Pfefferminzdrops, um seinen Atem ein wenig auf zu polieren und schaltete zur selben Zeit auch das Licht an seinem Auto ein. "Verdammt! Hoffentlich nicht doch die Bullen! Das fehlt mir jetzt gerade noch!"
Endlich zerging eines der köstlichen Bonbons in seinem Mund und bekämpfte die starke Alkoholfahne.
Der Wagen kam näher, zuerst langsam, dann immer schneller. Langsam kriegte Brian Panik. Ein derartiges Verhalten, konnte man vermutlich entweder nur von den Polypen erwarten, oder aber von einem durchgeknallten Serienkiller, und beides war ihm in diesem Moment nicht ganz recht.
Letztlich machte sich allmählich Erleichterung bei Brian breit, als ihm plötzlich auffiel, dass der hintere Wagen gar kein Licht eingeschaltet hatte und vermutlich nur die Sonne in seinen Scheinwerfergläsern reflektiert wurde, wodurch das seltsame Aufblitzen zu erklären wäre.
Schmunzelnd über seine zweite Theorie, den Serienkiller, fuhr er ein wenig weiter rechts rüber, um dem Hintermann genügend Platz zum Überholen ein zu räumen. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund, machte es Brian oft sehr nervös, wenn er jemanden hinter sich hatte und dies wollte er auf einer so endlos scheinenden Strecke auf jeden Fall vermeiden.
Während das Auto von Hinten also langsam näher kam, konnte er bereits erste Einzelheiten an ihm erkennen.
Das Auto war schwarz, jedoch nicht einfach nur schwarz, sondern eher schwarzmatt. Der Lack war sogar so stumpf, dass man beinahe den Eindruck bekam, er würde das restliche Licht, welches der Tag noch übrig gelassen hat, vollständig absorbieren.
Auch fiel Brian auf, dass der Wagen eine sehr ungewöhnliche Form aufwies. Zwar wirkte er, wie ein Sportwagen, schien aber tatsächlich eine Art Eigenbau zu sein.
Diese Tatsache beunruhigte Brian ein wenig. Immerhin kam es hier wirklich nicht sehr oft vor, dass man Besuch von hinten bekam, die Meisten wollten lieber in die entgegen gesetzte Richtung, wenn überhaupt und dann auch noch so ein merkwürdiges Auto?
Ein mulmiges Gefühl drängte sich ihm auf, das er jedoch gleich versuchte, mit einem weiteren Schluck aus seinem kleinen Helfer fort zu spülen.
"Ach, was soll's? Sind bestimmt nur irgendwelche durchgedrehten Kids. Hey ihr Penner! Macht gefälligst euer Scheißlicht an, kapiert?!"
Oft versuchte Brian eine eventuell aufkommende Unsicherheit mit derart herben Kraftausdrücken zu verschleiern. Meist jedoch nur mit mäßigem Erfolg.

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Sein Blick fiel abermals angespannt auf den Rückspiegel. Was war das bloß für ein seltsamen Ding, hinter ihm?
Schnell war er sich sicher, solch ein Auto noch nie zuvor gesehen zu haben. Die Kotflügel erstreckten sich brachial über die Karosserie und breiteten sich rasierklingenartig über die Straße. Auf dem lang gezogenen Kühler, thronte eine eigenartige, geflügelte Kreatur. Zuerst sah es aus, wie ein Falke oder etwas in der Art, doch als der merkwürdige Wagen noch näher kam, erkannte man deutlich, dass die Figur vermutlich einen Gargoyle darstellen sollte.
Die Räder standen weit aus den Radkästen hervor und bewegten sich mit rasender Geschwindigkeit auf Brians alten Honda zu.
Plötzlich war dieses schaurige Gefährt bereits so nahe, dass die Scheinwerfer, welche immer noch nicht eingeschaltet waren, schon im Rückspiegel versanken.
Da bekam Brian langsam ernsthafte Panik. Sein Wagen schlenderte auf der Straße hin und her, während er das Fenster öffnete. "Zum Teufel! Dann fahr doch endlich vorbei, du Spinner! Reicht dir der Platz etwa nicht?"
Mit hastigen Schwenkbewegungen signalisierte er dem offensichtlich aggressiven Fahrer, er solle endlich vorbei ziehen.
Schließlich machte dieser tatsächlich Anstalten, zum Überholvorgang an zu setzen.
Doch anstatt an Brians Vehikel vorbei zu ziehen, blieb der Unbekannte plötzlich auf einer Höhe, sodass das Beifahrerfenster exakt mit dem Fenster, aus dem Brians Arm hing, parallel stand. Zuerst wagte er es kaum, seinen Blick in diesem besonders kritischen Moment, nach links zu neigen, doch letztlich konnte Brian sich seiner Neugier nicht mehr entziehen.
Man wollte doch schließlich wissen, mit wem es hier zu tun hat. Zu groß schien die Verlockung, diesem Drängler mal gehörig den Mittelfinger zu zeigen, bevor er sich endlich aus dem Staub machen würde.
Doch als Brian seinen Blick langsam zu dem anderen Fahrzeug herüber schwenken ließ, stellte er auf einmal fest, dass dieser sämtliche Scheiben dermaßen schwarz getönt hatte, dass man unmöglich etwas hätte erkennen können, sogar die Frontscheibe!
Diese Tatsache beunruhigte Brian und ließ ihn gleichermaßen erzürnen.
"Wow! Wirklich sehr mutig von dir! Nicht zu zeigen, was für ein Arschloch da am Steuer sitzt! Echt große Klasse! Aber weißt du was? Ich hab keine Angst vor dir und deinem großen, schwarzen Spielzeug! Uh, wie furchteinflößend, na komm doch her, du Sack!"
Mutig drängelte er den Wagen ein wenig zur Seite, ohne den Insassen dabei ernsthaft zu gefährden.
Doch anstatt nun endlich das Weite zu suchen, trat der rücksichtslose Fahrer des unzulässigen Autos nun plötzlich auf die Bremse und scherte wieder hinter Brian ein.
"Ja! He, he! So ist's richtig, verzieh dich mal schön brav wieder hinter mich, du Feigling!"
Dem habe ich's gezeigt dachte Brian selbstsicher, als er erneut zu der Flasche griff. Wollen doch mal sehen, wer hier den Ton angibt!
Wäre ja noch schöner!
"Verfluchte Punks! Sucht euch nen' Job!" schrie er, während er vergeblich versuchte, einen Radiosender zu finden. Das Radio gab lediglich rauschende Klänge von sich und wieder einmal verfluchte er das verdammte Ding, als plötzlich abermals eine Reaktion von hinten kam.
Der Fahrer des hinteren Wagens, schaltete plötzlich ohne Vorwarnung das Abblendlicht ein und gab Brian eine Lichthupe. Dabei fiel ihm zu seinem Entsetzen auf, dass die Scheinwerfer nicht wie üblich, weiß oder gelb leuchteten, sondern vielmehr Blutrot erstrahlten.
Der gleißend helle Rotton stach einem derart in den Augen, dass man es kaum aushalten konnte. Was war das bloß für ein eigenartiges Licht?
Plötzlich setzte der Drängler auch noch ein Hupenkonzert oben drauf, als wären die Lichter noch nicht schlimm genug.
Selbst die Hupe klang nicht normal, denn anstelle eines ordentlichen Horns, ertönte ein seltsam trötendes Geräusch, wie bei einem Oldsmobile.
Das passte so gar nicht zu dem Rest des ansonsten sehr düsteren Wagens.
Doch das grelle Licht, war in diesem Moment Brians größtes Problem, denn seine Augen wollten diesem nicht mehr länger stand halten.
Rasend vor Zorn, riss er kurzer Hand den Rückspiegel ab und schmiss ihn aus dem offenen Fenster, immer in der Hoffnung, das Geschoss würde es diesem Arschloch hinter ihm mal gehörig zeigen.
Aber die Überraschung war groß, als kurze Zeit später auf einmal ein dunpfer Klang zu hören war und unmittelbar danach, das Auto hinter ihm begann, wild und unkontrolliert umher zu schleudern. Wenn nun ein Außenstehender diese Szene mit angesehen hätte, wäre dieser sicher glatt der Vermutung erlegen, Brian hätte einen großen Stein aus dem fahrenden Auto geworfen.
Der schwarze Wagen drehte sich noch ein paar mal um die eigene Achse, bevor er schließlich äußerst unsanft im benachbarten Feld zum Erliegen kam.

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Der Schock in Brians Gliedern, saß tief. Zwar ging ihm der Verfolger von eben natürlich furchtbar auf den Keks, trotzdem hatte er selbstverständlich nicht beabsichtigt, ihn auf so unsanfte Art und Weise von der Straße zu befördern. Andererseits schien ihm die Reaktion des anderen Fahrers auf einen schlichten Innenspiegel aus billigem Kunststoff auch ein wenig übertrieben. Entweder war der einstige Drängler noch nicht erfahren genug und hatte durch den geworfenen Gegenstand einfach vor Schreck die Kontrolle verloren, oder aber es gab nur eine noch sinnvollere Erklärung für Brian...Drogen!
"Aber natürlich! Das ist es! Dieser Penner hat sich mit irgendetwas voll gedröhnt! Das würde auch sein merkwürdiges Verhalten von eben erklären. Vielleicht sollte ich nachsehen, ob ihm etwas passiert ist, schließlich habe ich keinen Bock, für irgend so einen Freak in den Knast zu wandern!" Dachte Brian, während er seinen alten Honda langsam am Seitenstreifen zum Stehen brachte.
Instinktiv spürte er zwar, dass ihm das eine Menge Ärger einhandeln könnte, trotzdem beschloss er, noch einmal um zu drehen.
"Verdammt nochmal, ich muss bescheuert sein, irgend so ein Arschloch aus dem Graben zu fischen, der vorher noch versucht hat, mich um zu bringen!"
Plötzlich setzten böse Flashbacks aus der Vergangenheit bei ihm ein. Er hatte früher schon einmal einen folgenschweren Fehler begangen. Damals, in dem Dorf. So etwas durfte einfach nicht nochmal passieren. Zu groß waren dafür die Schäden, die diese scheußliche Geschichte bei ihm ausgelöst hatte.
Der Alkohol half ihm letztlich, das grausige Bild in seinem Kopf erneut zu verdrängen.
Der schwarze Wagen stand noch unverändert weit hinten im Feld und qualmte gewaltig. Vermutlich war der Motor hinüber.

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Zumindest laut Brians erster Einschätzung. Vorsichtig näherte er sich dem Fahrzeug soweit es irgend ging und öffnete schließlich die Fahrertür seines PKWs.
Als er sich den verunglückten Wagen eine Weile aus der Ferne angesehen hatte, viel ihm plötzlich auf, dass dieser seltsamerweise keinerlei erkennbare Beschädigungen aufwies und auch sonst noch recht in Ordnung aussah. Was sehr verwunderlich war, angesichts einer solch eleganten Bruchlandung. Und was den Rauch anging, so konnte man aus dieser Entfernung ganz klar erkennen, dass er weder aus der Fahrerkabine kam, noch aus dem Motorraum selbst. Vielmehr stieg er auf mysteriöse Weise unter dem Auto hervor, so als würde es darunter gewaltig brennen. Doch es war auch kein Feuer, oder Flammen zu entdecken.
"Hm? Ist ja seltsam, was ist das bloß für ein abgedrehtes...?" während Brian die Worte über die Lippen glitten, tat sich auf der anderen Seite plötzlich etwas.
Das schwarze Auto, welches zuvor noch reglos im Feld gelegen hatte, wurde auf einmal wieder recht aktiv. Der Motor heulte ein paar Mal auf und schließlich begannen auch die Räder damit, ihre Arbeit mühsam auf zu nehmen. Zuerst schwerfällig und dann immer kontrollierter, fand der Wagen wieder seinen nötigen Halt und glitt nun beinahe schwerelos durch das dicht bewachsene Feld, genau auf Brian zu.
Dieser war darüber so fassungslos, dass er zunächst kaum reagieren konnte. "Was für ein zäher Hund! Hat scheinbar nicht mal nen' Kratzer abbekommen." sprach er noch vor sich her, bevor er sich letztlich doch dazu entschied, besser erst einmal wieder im sicheren Auto Platz zu nehmen.
Da das diabolische Vehikel, durch den weichen Untergrund vor ihm, nur langsam voran kam, blieb er noch eine Weile sitzen, um sich den Verkehrssünder und dessen Spielzeug ein wenig genauer zu betrachten.
Man konnte deutlich erkennen, dass das Chassis offenbar einfach aus einem einzelnen Stück bestand und keinerlei Linien, oder Unterbrechungen aufwies. Auch wirkte die Verkleidung des ungewöhnlichen Fahrzeugs ein wenig, wie eine Art Panzerung. Offenbar hatte der Erbauer dieses eigenartigen Konstrukts, auf alle Fälle zu allererst an seine eigene Sicherheit gedacht. Es wäre nicht schwer zu erraten gewesen, zu wessen Gunsten eine Kollision mit diesem Monster von einem Auto vermutlich ausgegangen sei.

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Doch zu Brians Glück, kam es nicht zu dieser brenzligen Situation, zumindest noch nicht, denn nun hatte er erneut ein gewaltiges Problem. Zwar blieb noch genügend Zeit, um rechtzeitig das Weite zu suchen, sollte der rücksichtslose Fahrer tatsächlich seinen Weg wieder zurück auf festen Asphalt finden, leider fiel Brians altem Honda allerdings gerade jetzt ein, dass ihm die Jahre doch schwer zugesetzt hatten. Möglicherweise auch die eher fragwürdigen Fahrkünste des Besitzers, wie auch immer, er wollte einfach nicht mehr starten. Und so oft man es auch versuchte, der erlösende Zündfunke wollte sich einfach nicht hervor locken lassen.
Bedrohlich kam der schwarze Wagen näher, offenbar entschlossen, das Duell von eben fort zu setzen und sich an Brain wegen seines klaren Fouls, gebührend zu revanchieren.
Langsam wurde es hektisch, in der Fahrerkabine des klar unterlegenen Fahrzeugs. "Nun komm schon, du verdammte Gurke! Spring endlich an! Los, tue es für Daddy, ich versprech dir, du bekommst auch einen schönen Ölwechsel, sobald wir hier raus sind und jetzt mach!"
Doch der Honda ließ sich nicht locken und blieb weiterhin stur.
Allmählich wurde es ernst, denn der Widersacher hatte bereits beinahe mit dem ersten Reifen die Straße berührt, da kam endlich das erlösende Geräusch eines halbgaren Anlassers, wie er ächtzend und unter Aufbietung all seiner Kräfte, vermutlich ein letztes Mal, Dampf in den jämmerlichen 60 PS Motor hauchte.
"Na endlich, du verda...! Entschuldige, ich meinte, das hast du wirklich gut gemacht und jetzt bring uns endlich hier raus!" sprach Brian aufgebracht, während er den Blick auf die Tachoeinheit gerichtet hatte.
Krachend legte er den Rückwärtsgang ein und trat das Pedal durch. "Und Tschüß, du Wichser, machs gut, oder besser nicht!"
Plötzlich ein lauter, dumpfer Knall. Brian wurde sehr unsanft durch geschüttelt und war schließlich ein wenig schockiert, als auf einmal der Airbag seines Autos auslöste, zwar viel zu spät und leider nur auf der Beifahrerseite, aber immerhin.
Noch benommen von dem Schlag, rieb er sich das Genick und ließ sich entkräftet in den Sitz sinken.
"Okay! Das hat jetzt irgendwie nicht so gut funktioniert, aber was zum Teufel, ist denn nun schon wieder...!?"
Brian wurde kreidebleich, als er schließlich feststellen musste, dass der Grund für seinen Aufprall ein gut 6 Meter langes, schwarzes Auto war, das direkt hinter ihm quer stand und nur allzu bekannt aussah.
"Leck mich am Arsch, das darf doch nicht wahr sein! Wie ist der denn...?"
Fassungslos versuchte er zu verstehen, wie ein solch unwirklichen Gefährt in so schneller Zeit plötzlich hinter ihn gelangen konnte und vor allem ließ einen allein der Anblick des Fahrzeugs bereits bis ins Mark erschauern.
So ein langes Auto hatte Brian noch nie zuvor gesehen. Die hinteren Kotflügel streckten sich von der Karosserie ab und erhoben sich schließlich weit nach oben, wie etwa bei einem alten Caddillac, allerdings noch viel extremer.
Ein seltsam geformter Spoiler zierte das Heck und fügte sich, genau wie der Rest des Wagens, nahtlos ins übrige Bild ein.

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"Okay, die Scheiße reicht mir langsam! Jetzt habe ich aber wirklich genug von dem ganzen Mist hier! Wollen doch mal sehen, wer sich hinter den getönten Scheiben versteckt!" Brian kramte im Handschuhfach nach der Taschenlampe und riss verärgert die Türe auf.
Zwar konnte man von ihm nicht gerade behaupten, er sei der geborenen Held, trotzdem steckte in dem unscheinbaren Mann aus Virginia sehr viel Mut, wenn man ihn nur lang genug reizte.
"So, du Arschloch! Schluss mit den Spielchen! Ich hoffe für dich, dass du gut versichert bist, ansonsten kannst du was erleben!"
Mit gehobener Taschenlampe im Anschlag, ging Brian wütend auf das schwarze Auto zu. Er leuchtete den Wagen gründlich ab, doch überall, selbst in den Scheiben, spiegelte sich lediglich der Schein wider und das, obwohl der Lack derart stumpf gewesen war.
Zwar etwas ungewöhnlich, jedoch in diesem Moment ganz klar zweitrangig.
"Ich will wissen, wer du bist! Los, raus da, und zwar sofort, hast du gehört?!"
Wie zu erwarten war, kam keine Reaktion vom anderen Fahrer, stattdessen ließ dieser nur unbeeindruckt das Gaspedal ein paar mal aufheulen. Dabei fiel Brian auf, das der Klang des Motors recht kernig wirkte und in diesem Gefährt vermutlich einige Pferdestärken zuviel verbaut wurden.
"Soll mich das jetzt etwa einschüchtern, oder was?! Aber bitte, wenn du nicht aussteigen willst, ich kann auch anders, glaub mir!"
Er schritt auf die Fahrertür des Unruhestifters zu und wollte sie gerade aufreißen, als ihm plötzlich ein unerwartetes Problem dazwischen kam. Das verteufelte Ding hatte gar keine Türgriffe und nichts dergleichen, was auch nur annähernd so aussah, als könne man damit den Wagen öffnen. Auch waren keine Schlitze oder Ähnliches zu sehen, was also entweder nur bedeuten konnte, dass der Fahrer gezwungen war, durch die sehr schmalen Fenster aus zu steigen, oder aber der Typ Houdini war und durch Wände gehen konnte.
Diese Tatsache verwunderte Brian so sehr, dass er sich mit der Taschenlampe nur noch am Kopf kratzen konnte und sich dann schließlich mit einer Hand an dem Auto abstützen wollte. Da ereignete sich der nächste Schock.
Als seine nackte Haut, also seine Hand, mit dem Vehikel in Berührung kam, begann sogleich ein stechender, pochender Schmerz ein zu setzen, welcher schwer an eine Verbrennung oder etwas in der Art erinnerte.
Schreiend vor Entsetzen, fasste er sich mit der gesunden Hand an die Wunde und ging wie ein nasser Sack zu Boden.
"AAhhh! Was zum Henker war denn das!? Du verfluchter...! Was hast du denn mit diesem Auto gemacht, man!?"

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Unverändert stand der schwarze Wagen da. Brian derartig schockiert, dass er zu entkräftet war, um sich seinem Schicksal zu erwehren. Plötzlich setzte ein dumpfes Klicken ein, gefolgt von brachialem Motorklang. Und so als ob nichts gewesen sei, fing das teuflische Fahrzeug kurz darauf schließlich an, wieder Fahrt auf zu nehmen. Langsam bewegte es sich bedrohlich an Brians musternden Blicken vorbei, in Richtung Highway. Und noch immer wirkte das seltsame Gefährt, als sei es in den Tiefen der Hölle selbst entstanden.
Fassungslos verfolgte er es noch ein Weile, bis es sich letztlich mit einer derart hohen Geschwindigkeit vom Ort des Geschehens entfernte, dass es einem schwer fiel, den Kopf überhaupt so schnell mit zu drehen.
Brian saß noch immer wie ein Häufchen Elend da, sich die schmerzende Hand haltend und apathisch den Horizont absuchend.
Würde der Peiniger noch einmal wieder kehren, um sein anfangs verfolgtes Ziel zu beenden? Würde Brian hier, jetzt und heute sterben, an solch einem gottverlassenen Ort, an der Seite seines stets treu untergebenen Hondas?
Woher kam der anderer Fahrer so plötzlich und vor allem, was zum Geier wollte er bloß von einem Kerl wie Brian Thompson?
Fragen fingen an, seinen Kopf zu quälen, mit unbarmherzigen Impulsen.
Zitternd lockerte er ein wenig den fest umschlungenen Griff und sah auf die verletzte Handfläche. "Wa...Was soll...? Nein, das kann nicht sein! Das ist unmöglich!"
Voller Entsetzen, stellte Brian plötzlich fest, dass auf seiner Hand begann, ein ihm nur allzu bekanntes Symbol zu entstehen. Zuerst erkannte man nur einzelne Konturen, bis sich schließlich der Rauch ein wenig verzog und man deutlich ein lange verdrängtes Zeichen identifizieren konnte.
"Du verdammter Bastard! Wieso bringst du mich nicht einfach um, anstatt mich so zu quälen? Reicht dir mein Tod etwa noch nicht, muss du mich auch noch fertig machen!" Weinend vor Anspannung, blickte er mit bibbernden Lippen direkt auf das einstige Symbol seiner alten Einheit.
Mighty Pitchbusters! Ja, so hatten sie sich einst überheblich genannt, damals als die Scheiße begann, über ihn herein zu brechen und er einen folgenschweren Fehler machte. Die daraus resultierenden Alpträume, suchten Brian noch immer beinahe täglich heim. Und nun anscheinend auch noch in Form eines schwarzen, dämonischen Autos!

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Was sollte er nun tun? Wohin sollte er flüchten? Wo sich verstecken?
Lange hatte er sich auf diesen Tag vorbereitet, denn er spürte stets instinktiv, dass ihn seine finstere Vergangenheit eines Tages erneut einholen würde. Dass es jedoch jetzt und hier, an diesem verfluchten Ort geschehen würde, damit konnte selbst der, ansonsten so tollkühne, Brian nicht rechnen.
Erschöpfung und Benommenheit, streichelten gemeinsam seine ohnehin schon gequälte Seele, als sei der Sadismus dieses schwarzen Teufels noch nicht genug gewesen.
Woher zum Henker wusste dieser Fahrer von Brians alter Einheit? Diese war stets top secret gehalten worden und niemals drangen irgendwelche Taten an die Öffentlichkeit. Seine Jungs wurden damals nur gerufen, wenn bereits alles verloren schien und Brian konnte nicht gerade von sich behaupten, dass er stolz auf die ein oder andere fragwürdige Operation gewesen sei. Doch sie waren alle nötig, denn der außerplanmäßige Krieg zwang einen leider nur allzu oft dazu, außerplanmäßige Maßnahmen zu ergreifen.
Er sah sich eher als eine Art Werkzeug des Staates, geschaffen, um mit chirurgischer Präzision einen Einschnitt vor zu nehmen, der das bisherige Geschehen nachhaltig und fürs gesamte Leben prägen sollte.
Und selbst wenn es damals moralisch nicht vertretbar war, ein ganzes Dorf auf brutalste Weise zu massakrieren, so war doch immerhin die Wirkung des grausigen Spektakels äußerst nachhaltig.
Der Befehl kam von Brian, doch nur, weil er ebenfalls an eine Befehlskette gebunden war, genau wie Andere auch. Nur mit dem Unterschied, dass man seiner Einheit ganz besonderen Freiraum zum walten ließ, oder wie dieser Bastard von Kellerhan es stets so treffend formulierte: "Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, um diesen Krieg für uns zu entscheiden!"
Kellerhan dieses Stück Scheiße eines Vorgesetzten! Warum hatte er nur den Befehl gegeben, das afrikanische Dorf voller friedlicher Zivilisten zu überfallen? War es eine aufopfernde Tat oder doch nur reines, größenwahnsinniges Gott spielen?
Brian wusste es nicht. Nichts davon schien ihm real gewesen zu sein und doch verdrängte er die Erinnerungen jeden Tag aufs Neue.
Einzig der Gedanke an seine alten Kameraden konnte ihm manchmal ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Es waren tolle Jungs, wirklich Klasse.
Der Zusammenhalt war unbeschreiblich und gemeinsam hatten sie diesen ganzen Mist irgendwie unbeschadet überstanden.
Auch, wenn es nicht gerade ausgleichende Gerechtigkeit gewesen war.
plötzlich kam Brian ein unheimlicher Gedanke, gefolgt von einem gewaltigen Schreck, denn gleichzeitig, blitzen am Horizont erneut Scheinwerfer auf und ein Auto näherte sich.
Während er es mit zusammen gepressten Augen fixierte, dachte er bei sich:
Hör auf zu spinnen, du alter Narr!
Brian erinnerte sich an eine alte Legende, die er einmal von einem alten Schamanen gehört hatte.
"Wir alle werden eines Tages für unsere Taten zur Rechenschaft gezogen werden und mögen wir noch so sehr darauf vertrauen, der Teufel findet einen Weg, um seine Genugtuung zu bekommen. Niemand kann sich seinen Dienern der Rache entziehen und jeder hat auf seine eigene Weise mit ihnen fertig zu werden. Möge dir Gott bei stehen, wenn du dafür den Preis zahlen musst. Glaube mir, er findet dich eines Tages. Der schwarze Dämon!"
Kurz darauf jagte er dem Häuptling eine Kugel durch den Kopf und befahl den Männern dasselbe mit den Übrigen zu tun.
"Hör auf zu spinnen! Du wirst doch nicht albern werden! Diese Karre da, war nur ein ganz normales Auto mit irgendeinem Spinner darin, der auf nem' beschissenen Trip gewesen ist! Das war kein Racheengel!"
Tief in seinem Inneren wusste Brian jedoch, dass er sich dies nun nicht mehr einreden konnte, dafür war es bereits zu spät und der Alkohol zeigte keine Wirkung mehr.
Der Teufel hatte seine verspäteten Finger nach ihm ausgestreckt und Brian fiel kein triftiger Grund ein, ihm seine Beute zu verweigern.
Was hatte er schon vor zu weisen, außer einem verkorksten Leben?

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Schließlich unterbrach seine gedrungenen Gedankenzüge eine liebliche, aber auch dominante Stimme: "Na, mein Hübscher! Wo solls denn hin gehen?"
Langsam glitt sein Blick an dem Fahrzeug direkt vor ihm entlang. Vermutlich stand es schon eine ganze Weile dort und Brian nahm es zuvor nicht wahr, weil er irgendwann aufgehört hatte, das näher kommende Fahrzeug mit den Augen zu verfolgen. Zu massiv war die Flut von Erinnerungen, zu überwältigen die Reaktion die sie in ihm auslösten.
Entsetzt blickte er auf das glänzende Symbol: NYSP, State Trooper, Sheriff!
Oh nein- dachte Brian- Nicht auch noch das! Bleibt mir denn gar nichts erspart?
"Äh, Ha...Hallo, ich, ähm...Wie geht's denn so?"
Die attraktive Polizistin sah auf den Wagen von Brian, schließlich auf den zusammen gekauerten Besitzer davor, jämmerlich in der Verfassung und krampfhaft seine Hand fest haltend. Sie nahm einen beherzten Zug an ihrer Zigarette und schnippte sie anschließend ins Feld.
"Ist das nicht verboten? Ich meine, wegen der Brandgefahr?" Brians ursprüngliche Kühnheit stellte sich gezwungenermaßen wieder ein, wenn auch mit der ein oder anderen kleinen Startschwierigkeit.
Du Idiot! Du musst ihr doch nicht gleich den Moralapostel vor spielen! Sie soll nur nicht merken, was sich hier abgespielt hat!
Plötzlich kehrte auch die Erinnerung an die voran gegangenen, herzhaften Schlücke aus seiner Flasche wieder.
Die Polizistin stieg langsam aber selbstsicher aus und musterte mit kritischem Blick die Szenerie, bevor sie sprach: "Schätzchen, ich glaube Sie haben im Moment ganz andere Probleme, als sich über verbranntes Steppengras Gedanken zu machen!"
Brian bekam Hitzewallungen und Schweißausbrüche. Und dies lag nicht nur an der ausgesprochenen Attraktivität der jungen Frau, sondern vor allem daran, dass er jetzt vermutlich ein gewaltiges Problem hatte. Eine Ausrede musste her, um die nur allzu offensichtlichen Tatsachen wenigstens ein bisschen zu verharmlosen.
"Hören Sie, ich weiß, wie das jetzt hier für Sie aussehen muss, aber da war dieser Wagen und..."
"Einsteigen!"
"Was!? Wieso!? Ich meine, was habe ich getan!?"
"Einsteigen, ich nehme Sie ein Stück mit!"
Brian verstand die Welt nicht mehr. Zu verwirrt war er noch von dem eben erst durchlebten Alptraum.
"Mitnehmen? Wieso? Wohin denn?"
"Sagen Sie mal, sind wohl nicht die hellste Kerze auf der Torte, wie?
Ihr Wagen ist doch völlig hinüber, wie wollen Sie denn anders von hier fort kommen? Und auf der Fahrt, können Sie mir ja dann mal erklären, was sich hier eigentlich abgespielt hat, in Ordnung?
Auf geht's Sportsfreund, schnappen Sie sich ihre Sachen!"

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Als die Worte seinen Gehoergang erreichten, drehte er augenblicklich den Kopf in Richtung seines Wagens.
"Was um alles in der Welt...!?"
Erstarrt sah er direkt auf das, offene, gluehende Heck seines einst so prachtvollen Hondas. Voellig rampuniert und unbrauchbar, stand sein Auto halb im Graben und halb auf der Strasse. Zwar war der Aufprall auf den anderen Wagen schon eher unter der Kategorie heftig an zu siedeln gewesen, dennoch erschien Brian ein derart gravierender Schaden mehr als suspekt.
"Das kann doch alles nicht mit rechten Dingen zu gehen!"
Die Polizistin wurde langsam ungeduldig mit ihm und sprach mit fester Stimme: "Tja! Da hats wohl jemand etwas zu gut mit dem Gaspedal gemeint, wie? Und vielleicht auch mit dem Alkohol?"
Geistesgegenwaertig kam ihm ploetzlich der Gedanke an seinen kleine Freund, den Flachmann in der Tasche...Jetzt bloss nicht durch eine dumme Handlung veraten, dachte er....Der Verrueckte von eben mag ein Problem sein, jetzt aber auch noch Aerger mit den Bullen zu bekommen, waere etwas zuviel des Guten...
"Hoeren Sie, ich weiss es mag alles danach aussehen, als habe ich diesen Scheiss hier selber gebaut, aber Sie muessen mir glauben, da war dieser irre Spinner, mit diesem teuflischen Fahrzeug und er hat versucht mich..."
"Genug! Das reicht jetzt aber wirklich! Ich sage es ihnen nicht noch einmal...Steigen Sie jetzt endlich in das verfluchte Auto, Mister!"
Die Hand der Polizistin wanderte unmissverstaendlich Richtung Waffenhalfter, waehrend Sie nur allzu deutlich zu Verstehen gab, dass ihr wirklich langsam der Geduldsfaden riss.
Kleinlaut antwortete Brian: "Okay, okay...Ist ja gut, Herr Gott! Sie haben gewonnen, in Ordnung? Hier sehen Sie, ich steige in das bloede Auto!"
Widerwillig oeffnete er die Beifahrertuer des Polizeiautos und wollte gerade einsteigen, als abermals diese dominante Stimme erklang:
"Hey! Was machen Sie da, man? Wer hat denn etwas davon gesagt, dass Sie vorn einsteigen duerfen, heh?
Niemand steigt bei mir vorn ein, kapiert? Ab mit ihnen ins Koerbchen, wo sie hingehoeren! Vertrauen Sie mir, hinten sitzst sichs wunderbar."
"Na toll, Sie sind ne Komikerin, prima! Was soll das eigentlich? Bin ich etwa verhaftet, oder sowas?"
Schmunzelnd entgegnete Sie ihm: "Bis jetzt noch nicht, mein Huebscher! Und jetzt, Einsteigen!"
Die attraktive Polizistin hielt ihm gediegen die Tuere auf, waehrend Brian mit muerrischem Gemurmel, noch immer an seinem verzweifelten Protest fest hielt.

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