Kam der Koch und nahm sie doch...
Heidemarie sitzt auf ihrer Wohnlandschaft. Schön gerade mit ordentlich aufeinander gestellten Wirbeln. Heute ist Haarwaschtag. Das heißt nach dem Waschen vorsichtig mit einer Naturhaarbürste alles in Rei und Glied bringen. Danach wird Luftgetrocknet. Darum sitzt Heidemarie so ordentlich auf iher großzügigen Liegewiese. Dabei berühren die Spitzen ihrer Haare gerade so das Polster. Hoffentlich nicht zu sehr, sonst gibt es Wasserflecken.
Und weil heute Haarwaschtag ist konnte sie nicht an dem spontan organisierten Picknick ihrer Freunde teilnehmen.
"Hhhhmmmhhh", denkt Heidemarie. "Was ist in meinem Leben nur schief gelaufen?" Ein kurzes insich Zusammensacken. Oh Gott, die Haare! Straffung.
"Ich war immer ehrlich. Man konnte sich auf mich verlassen. Ich habe immer die wichtigen Dinge im Leben zuerst getan."
Das Telefon klingelt. Heidemarie angelt sich das Handy mit den Fingerspitzen. "Hallo? Ah, ja! Oh nein, tut mir leid. Heute habe ich keine Zeit. Ja, tschüß."
Das war der Koch. Den hatte sie gestern bei einer Feier kennengelernt. Ganz nett, nur eben nicht ganz so groß. Er war so spontan.
"Hhhmmmhh." Alle haben Familie und sind so glücklich, nur ich gerate immer an die Seelenkrüppel, oder an die >ja, war nett, muß jetzt aber nach Hause< Fraktion.
So wie der Typ letztens. Groß, durchtrainiert, unheimlich sexy.
"Du bist das Wertvollste, was ich jeh kennengelernt habe." Hat er gesagt. Einen Tag später heult er mir ins Ohr er will mir nicht weh tun, aber er geht jetzt zurück zu seiner Ex, die er eigentlich hasst.
Meine Freundin meint, so lang auf meiner Stirn steht, "Ich will Kinder, also nimm mich!", wird das nix mit einer harmonischen Party.
Dabei will ich so nur Zeit sparen, schließlich will ich nicht Oma, sondern Mutter werden.
"Hhhhmmmhhh." Wie hieß der Koch noch mal? Olaf... Olaf, was ist das für ein Name? Wir hatten einen Olaf in der Klasse. Dick war der, den konnte keiner richtig leiden. Olaf klingt so ... nach Olaf eben.
Lustig war er ja. Aber vom menschlichen Organismus hat er wohl keine Ahnung. Weiß nicht mal, was der Hypothallamus ist. Wie soll das da im Bett klappen?
Auf jeden Fall schien es ihn nicht zu stören, dass eigentlich nur ich geredet habe. Und wie lang der mir in die Augen geguckt hat.
Naja, was soll`s. Sicher auch einer von den gerade frisch Verlassenen, der noch an seiner Ex hängt. Oder die ein oder andere Freundin nebenbei nicht so wichtig nimmt.
Hab' sowieso keine Zeit. Scließlich muß ich noch Staubsaugen, ZEN-Garten harken, Doktorarbeit schreiben.
Es klingelt. Schreck. Hüpf von der Couch. Tür auf ... Olaf. Tiefer, langer Blick.
Nasse Haare auf der Couch.
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Summary
Heidemarie ist fast 40. Eigentlich wollte sie mit 25 schon drei Kinder. Dafür ist sie jetzt Ärztin, fast Doktorin. Nagut, dann wird das eben jetzt mal nebenbei erledigt. Das mit der biologischen Uhr darf man nicht so genau nehmen, schließlich sind Fälle bekannt, da wurden sechzigjährige Schwanger...
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Comments
Gefällt mir sehr gut. In der Protagonistin kann man gut eine Frau unserer Zeit erkennen: Karriere contra Familie. Auch der Aspekt unserer Gesellschaft, dass Beziehungen immer mehr temporär und Partner zu Lebensabschnittsgefährten werden, wird dem Leser deutlich vor Augen gehalten. Schön, wie hier der innerer Dialog verwendet wurde!