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"Verdammt nochmal! Dieses Scheißradio!" fluchte Brian Thompson, als er sich mal wieder mit dem alt bekannten Problem auseinander setzen musste, dass sein Stereoradio unglücklicherweise die dumme Angewohnheit hatte, bei jeder holprigen Bodenwelle wie wild auf zu flackern. "Ich krieg dich schon kirre du! Entweder du spielst jetzt diesen verfluchten Countrysender oder ich spreng dich in die Luft, du Aas!"
Man konnte sicher vieles über Brian behaupten, dass er eigentlich ein netter Kerl war, den nur alle Welt missverstand, dass er gerne in Kauf nahm, für seinen Job mehrere Stunden täglich im Auto zu verbringen, oder auch, dass er gerne von seiner Zeit als ehemaliger Soldat sprach. Eines konnte man von ihm jedoch leider nicht sagen: Er war alles Andere, als ein ausgeglichener Mensch. Das lag natürlich hauptsächlich daran, dass er oft unterwegs war und nur über wenig, bis gar kein Privatleben und dementsprechend auch nicht über Angehörige verfügte, aber vor allem, an seiner etwas düsteren Vergangenheit. Brian sprach nicht gerne über diese Dinge, sondern versuchte viel lieber, das Erlebte zu verdrängen, indem er manchmal Unmengen Alkohol trank. Sehr zum Leidwesen seiner Fahrkünste. Ja, auch davor machte er keinen Halt, wenn es mal gar nicht mehr ging.
Und gerade jetzt, war es mal wieder sehr schlimm, mit den bösen Erinnerungen und so griff er einfach wieder einmal zu der kleinen Flasche aus Edelstahl, welche stets in der Innenseite seines Jackets zu finden war.
Er kannte sich gut aus und wusste genau, dass um diese Uhrzeit auf der Interstate 49 beinahe niemand mehr fahren würde und erst recht nicht die Bullen!
"Scheiße, was für eine beschissene Route." sprach Brian, während er nervös versuchte, mit einer Hand den kleinen Schraubverschluss des Flachmanns zu öffnen. Als er schließlich noch die Zähne zu Hilfe nahm, entglitt ihm für einen kurzen Moment fast noch das Steuer. Aber so etwas geschah eben, wenn man ein Ziel hatte. 'Berufsrisiko' nannte er derartige Ausschweifungen dann immer gerne spöttisch.
Er blickte kurz aus dem Fenster, mitten in die trostlose Steppe von Hells Kitchen, sah dann auf die Uhr und stellte verwundert fest: "Donnerwetter! Ist schon mächtig spät, schätze ich muss mich ran halten, wenn ich hier nicht übernachten will!"
Etwas besorgt über den überraschenden Sonnenuntergang und die darauf folgende, plötzlich einsetzende Dämmerung, entschied er sich dazu, das Gaspedal noch ein wenig mehr mit seinem ohnehin schon schweren Fuß zu beanspruchen. Wie gesagt, mit Polizei war hier um diese Zeit nun wirklich nicht mehr zu rechnen.
Er drehte den Knopf des Radios ein wenig lauter, um der schmalzigen Musik zu lauschen und stellte gerade den Rückspiegel ein, als ihm plötzlich etwas auffiel.
Im Rückspiegel blitzte etwas auf. "Hm? Was zum Teufel?"
Hektisch kramte er in seiner Hosentasche nach den Pfefferminzdrops, um seinen Atem ein wenig auf zu polieren und schaltete zur selben Zeit auch das Licht an seinem Auto ein. "Verdammt! Hoffentlich nicht doch die Bullen! Das fehlt mir jetzt gerade noch!"
Endlich zerging eines der köstlichen Bonbons in seinem Mund und bekämpfte die starke Alkoholfahne.
Der Wagen kam näher, zuerst langsam, dann immer schneller. Langsam kriegte Brian Panik. Ein derartiges Verhalten, konnte man vermutlich entweder nur von den Polypen erwarten, oder aber von einem durchgeknallten Serienkiller, und beides war ihm in diesem Moment nicht ganz recht.
Letztlich machte sich allmählich Erleichterung bei Brian breit, als ihm plötzlich auffiel, dass der hintere Wagen gar kein Licht eingeschaltet hatte und vermutlich nur die Sonne in seinen Scheinwerfergläsern reflektiert wurde, wodurch das seltsame Aufblitzen zu erklären wäre.
Schmunzelnd über seine zweite Theorie, den Serienkiller, fuhr er ein wenig weiter rechts rüber, um dem Hintermann genügend Platz zum Überholen ein zu räumen. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund, machte es Brian oft sehr nervös, wenn er jemanden hinter sich hatte und dies wollte er auf einer so endlos scheinenden Strecke auf jeden Fall vermeiden.
Während das Auto von Hinten also langsam näher kam, konnte er bereits erste Einzelheiten an ihm erkennen.
Das Auto war schwarz, jedoch nicht einfach nur schwarz, sondern eher schwarzmatt. Der Lack war sogar so stumpf, dass man beinahe den Eindruck bekam, er würde das restliche Licht, welches der Tag noch übrig gelassen hat, vollständig absorbieren.
Auch fiel Brian auf, dass der Wagen eine sehr ungewöhnliche Form aufwies. Zwar wirkte er, wie ein Sportwagen, schien aber tatsächlich eine Art Eigenbau zu sein.
Diese Tatsache beunruhigte Brian ein wenig. Immerhin kam es hier wirklich nicht sehr oft vor, dass man Besuch von hinten bekam, die Meisten wollten lieber in die entgegen gesetzte Richtung, wenn überhaupt und dann auch noch so ein merkwürdiges Auto?
Ein mulmiges Gefühl drängte sich ihm auf, das er jedoch gleich versuchte, mit einem weiteren Schluck aus seinem kleinen Helfer fort zu spülen.
"Ach, was soll's? Sind bestimmt nur irgendwelche durchgedrehten Kids. Hey ihr Penner! Macht gefälligst euer Scheißlicht an, kapiert?!"
Oft versuchte Brian eine eventuell aufkommende Unsicherheit mit derart herben Kraftausdrücken zu verschleiern. Meist jedoch nur mit mäßigem Erfolg.

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Sein Blick fiel abermals angespannt auf den Rückspiegel. Was war das bloß für ein seltsamen Ding, hinter ihm?
Schnell war er sich sicher, solch ein Auto noch nie zuvor gesehen zu haben. Die Kotflügel erstreckten sich brachial über die Karosserie und breiteten sich rasierklingenartig über die Straße. Auf dem lang gezogenen Kühler, thronte eine eigenartige, geflügelte Kreatur. Zuerst sah es aus, wie ein Falke oder etwas in der Art, doch als der merkwürdige Wagen noch näher kam, erkannte man deutlich, dass die Figur vermutlich einen Gargoyle darstellen sollte.
Die Räder standen weit aus den Radkästen hervor und bewegten sich mit rasender Geschwindigkeit auf Brians alten Honda zu.
Plötzlich war dieses schaurige Gefährt bereits so nahe, dass die Scheinwerfer, welche immer noch nicht eingeschaltet waren, schon im Rückspiegel versanken.
Da bekam Brian langsam ernsthafte Panik. Sein Wagen schlenderte auf der Straße hin und her, während er das Fenster öffnete. "Zum Teufel! Dann fahr doch endlich vorbei, du Spinner! Reicht dir der Platz etwa nicht?"
Mit hastigen Schwenkbewegungen signalisierte er dem offensichtlich aggressiven Fahrer, er solle endlich vorbei ziehen.
Schließlich machte dieser tatsächlich Anstalten, zum Überholvorgang an zu setzen.
Doch anstatt an Brians Vehikel vorbei zu ziehen, blieb der Unbekannte plötzlich auf einer Höhe, sodass das Beifahrerfenster exakt mit dem Fenster, aus dem Brians Arm hing, parallel stand. Zuerst wagte er es kaum, seinen Blick in diesem besonders kritischen Moment, nach links zu neigen, doch letztlich konnte Brian sich seiner Neugier nicht mehr entziehen.
Man wollte doch schließlich wissen, mit wem es hier zu tun hat. Zu groß schien die Verlockung, diesem Drängler mal gehörig den Mittelfinger zu zeigen, bevor er sich endlich aus dem Staub machen würde.
Doch als Brian seinen Blick langsam zu dem anderen Fahrzeug herüber schwenken ließ, stellte er auf einmal fest, dass dieser sämtliche Scheiben dermaßen schwarz getönt hatte, dass man unmöglich etwas hätte erkennen können, sogar die Frontscheibe!
Diese Tatsache beunruhigte Brian und ließ ihn gleichermaßen erzürnen.
"Wow! Wirklich sehr mutig von dir! Nicht zu zeigen, was für ein Arschloch da am Steuer sitzt! Echt große Klasse! Aber weißt du was? Ich hab keine Angst vor dir und deinem großen, schwarzen Spielzeug! Uh, wie furchteinflößend, na komm doch her, du Sack!"
Mutig drängelte er den Wagen ein wenig zur Seite, ohne den Insassen dabei ernsthaft zu gefährden.
Doch anstatt nun endlich das Weite zu suchen, trat der rücksichtslose Fahrer des unzulässigen Autos nun plötzlich auf die Bremse und scherte wieder hinter Brian ein.
"Ja! He, he! So ist's richtig, verzieh dich mal schön brav wieder hinter mich, du Feigling!"
Dem habe ich's gezeigt dachte Brian selbstsicher, als er erneut zu der Flasche griff. Wollen doch mal sehen, wer hier den Ton angibt!
Wäre ja noch schöner!
"Verfluchte Punks! Sucht euch nen' Job!" schrie er, während er vergeblich versuchte, einen Radiosender zu finden. Das Radio gab lediglich rauschende Klänge von sich und wieder einmal verfluchte er das verdammte Ding, als plötzlich abermals eine Reaktion von hinten kam.
Der Fahrer des hinteren Wagens, schaltete plötzlich ohne Vorwarnung das Abblendlicht ein und gab Brian eine Lichthupe. Dabei fiel ihm zu seinem Entsetzen auf, dass die Scheinwerfer nicht wie üblich, weiß oder gelb leuchteten, sondern vielmehr Blutrot erstrahlten.
Der gleißend helle Rotton stach einem derart in den Augen, dass man es kaum aushalten konnte. Was war das bloß für ein eigenartiges Licht?
Plötzlich setzte der Drängler auch noch ein Hupenkonzert oben drauf, als wären die Lichter noch nicht schlimm genug.
Selbst die Hupe klang nicht normal, denn anstelle eines ordentlichen Horns, ertönte ein seltsam trötendes Geräusch, wie bei einem Oldsmobile.
Das passte so gar nicht zu dem Rest des ansonsten sehr düsteren Wagens.
Doch das grelle Licht, war in diesem Moment Brians größtes Problem, denn seine Augen wollten diesem nicht mehr länger stand halten.
Rasend vor Zorn, riss er kurzer Hand den Rückspiegel ab und schmiss ihn aus dem offenen Fenster, immer in der Hoffnung, das Geschoss würde es diesem Arschloch hinter ihm mal gehörig zeigen.
Aber die Überraschung war groß, als kurze Zeit später auf einmal ein dunpfer Klang zu hören war und unmittelbar danach, das Auto hinter ihm begann, wild und unkontrolliert umher zu schleudern. Wenn nun ein Außenstehender diese Szene mit angesehen hätte, wäre dieser sicher glatt der Vermutung erlegen, Brian hätte einen großen Stein aus dem fahrenden Auto geworfen.
Der schwarze Wagen drehte sich noch ein paar mal um die eigene Achse, bevor er schließlich äußerst unsanft im benachbarten Feld zum Erliegen kam.

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Der Schock in Brians Gliedern, saß tief. Zwar ging ihm der Verfolger von eben natürlich furchtbar auf den Keks, trotzdem hatte er selbstverständlich nicht beabsichtigt, ihn auf so unsanfte Art und Weise von der Straße zu befördern. Andererseits schien ihm die Reaktion des anderen Fahrers auf einen schlichten Innenspiegel aus billigem Kunststoff auch ein wenig übertrieben. Entweder war der einstige Drängler noch nicht erfahren genug und hatte durch den geworfenen Gegenstand einfach vor Schreck die Kontrolle verloren, oder aber es gab nur eine noch sinnvollere Erklärung für Brian...Drogen!
"Aber natürlich! Das ist es! Dieser Penner hat sich mit irgendetwas voll gedröhnt! Das würde auch sein merkwürdiges Verhalten von eben erklären. Vielleicht sollte ich nachsehen, ob ihm etwas passiert ist, schließlich habe ich keinen Bock, für irgend so einen Freak in den Knast zu wandern!" Dachte Brian, während er seinen alten Honda langsam am Seitenstreifen zum Stehen brachte.
Instinktiv spürte er zwar, dass ihm das eine Menge Ärger einhandeln könnte, trotzdem beschloss er, noch einmal um zu drehen.
"Verdammt nochmal, ich muss bescheuert sein, irgend so ein Arschloch aus dem Graben zu fischen, der vorher noch versucht hat, mich um zu bringen!"
Plötzlich setzten böse Flashbacks aus der Vergangenheit bei ihm ein. Er hatte früher schon einmal einen folgenschweren Fehler begangen. Damals, in dem Dorf. So etwas durfte einfach nicht nochmal passieren. Zu groß waren dafür die Schäden, die diese scheußliche Geschichte bei ihm ausgelöst hatte.
Der Alkohol half ihm letztlich, das grausige Bild in seinem Kopf erneut zu verdrängen.
Der schwarze Wagen stand noch unverändert weit hinten im Feld und qualmte gewaltig. Vermutlich war der Motor hinüber.

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