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Momente eines Abends

An diesem Nachmittag schlug ich bei einer Tasse Kaffee den kleinen, robust geschrieben Artikel aus dem Stadtanzeiger auf. Mit nachdenklicher Mine las ich die Zeilen eines dieser Artikel. Was dort stand ließ mich in Erinnerungen schwelgen.
Rasch beendete ich die letzten Zeilen dieses Artikels und versank mit einem Schluck noch warmen Kaffee gedanklich in die Stuhllehne. Mein Blick glitt durch den warmen Abend entlang der Hauptstrasse, die sich auf die bevorstehenden Stunden der Nacht einstellen zu schien.
Sie lag behaglich und nur noch wenig befahren in Ihrer Darbietung. Ich schlenderte über ihr und dachte über den bevorstehenden Abendstunden nach. An der nächsten Einmündung fiel mein Blick auf eine ältere Dame, die sich auf der Suche nach etwas in dem Vorgarten murmelnd umher sah. Sie würdigte mich in ihrer Beschäftigung keines Blickes. Sie schien zu sehr mit sich Selbst im Argen zu schweben.
Auf dieser Strasse wohnte mein damaliger Kumpan und Kollege bei unseren Kneipenbesuchen. Mein Finger fand sich rasch auf der Türklingel wieder und mit schnellen Schritten war mein Kumpan die schmale Treppe vom dritten Stock seiner Wohnung herunter stolziert. „Du bist spät!“, „Nicht später als sonst!“, erwiderte ich kurz und knapp.
Auf seinen Lippen bahnte sich ein breites Grinsen. Zögernd sah ich ihn an und wartete. Unsere Füße trugen uns an diesem Abend zu unserer kleinen Eckkneipe in dieser Stadt. vorbei an dem kleinen, prall und kunterbunt mit zig überflüssigen Kram bestückten Kiosk. Meist holte ich mir dort eine Packung von diesen im Mund zickigen Brauseknaller, die es in dieser Zeit Massenweise gab. Es führte unweigerlich zu kleinen Glücksmomenten am Gaumenbereich. Kitzelnd und Selbstlenkend sprangen diese Brauseknaller in den Winkeln des Mundraumes umher.
Wenige Schritte begleitet von den untergehenden Sonnenstrahlen über den Dächern der Häuser, die uns am Wegesrand begegneten.
Und unsere kleinen Sätze zwischen den Zügen an den Glimmstängeln gehalten von unseren Händen taten das Seinige.
Der Rauch schweifte leicht hinter uns gelassen empor in die Abendstunden.
Die Sätze wurden leicht und versanken in Ironie mit deutlicher Vorbereitung auf den nächtlichen Abend. Von weitem konnte man schon die einladende Fassadenbeleuchtung im Augenschein nehmen und den Schriftzug flüsternd in sich wohlklingend halten. An diesem Abend stand etwas Besonderes auf den Plan.
Knarrend in ihren Scharnieren und doch fest verankert ließ sich die Eingangstür öffnen.
Der Geruch Mild, Angenehm vermischt mit Alten Gemäuern legte sich uns zu Füßen. Der Wirt des Hauses begrüßte uns mit Wohlwollen.
„Hallo ihr Zwei! Das Übliche! Zwei Helle“, „Genau diese!“ erwiderten wir und schritten die kleine Empore hoch. Oben auf der Empore stand ein altes Piano. Darauf eine alte, abgearbeitete und doch noch eine wärmende Gestenverzirrte Westernklampfe aus einer Epoche in der noch Handkulturlich in Lagerfeuerstimmung die Saiten in Moll und Dur gestimmt zusammen harmonierten.
Darum herum nahm man Platz an drei kleinen Sitzbänken. Zwei große Fenster an der Pianowand sorgten für Lichteinfall das sich Drinnen nicht tief zur Entfaltung fand.
Das ganze Ambiente wirkte verfallen und zu einer alten Grotte vermodert doch es war modern in seiner Ausstattung. Alles war künstlich, doch verfeinert in seiner Darbietung Ausdrucksstark.

„Hier zwei Helle für Euch. JA, heute ist mein großer Abend!“
Wir nickten und hoben unsere Gläser. „Auf eine gute Zeit“,
„Auf eine gute Zeit!“.
Er lief zum Zapfhahn, hob das seinige Glas und prostete uns zu. Rasch tranken wir einen kräftigen Schluck aus.
Schon waren die Gläser zur Hälfte geleert. Der erste Schluck war doch gepaart mit heller Vorfreude auf ein frisches Blondes. Wenige Personen befanden sich in der Eckkneipe. Bekannte Gesichter blieben noch aus. Waren es doch durchaus stets die selben Besucher aus der Stadt. Es hatte durchaus einige wärmenden Momente mit den Personen die sich untereinander dort in dieser Eckkneipe am Abend trafen.
Wir saßen da und alberten nachdenklich doch auch Ventil des Tages ablassend herum.
Das war unser Moment bei dem wir zur Gemütlichkeit vorstießen.
Wir glitten dahin und ließen uns fallen. Fallen in ein gemeinschaftliches Reformieren unserer Persönlichkeiten. Vereinzelnd trafen Besucher ein, die wir durchaus kannten und zu einem kurzen Gespräch verschmolzen. Einige Wortwechsel des Àllesklar`.
Die Scharniere der Eingangstüre übertönten die leicht rieselnde Musik aus den Deckenboxen als sie erneut aufgemacht wurde. Mein Kumpan blickte zu mir rüber.
Die Türe fiel hinter ihm zu und unsere Blicke galten dem jungen Mann der hier herein gekommen war. Wir kannten ihn nicht und waren auch nicht daran interessiert. Auch dem Wirt der Kneipe schien er nicht sonderlich einladend Ansprechend.
Der junge Mann trug eine alte, schief sitzende Manteljacke, eine zerfaltete, verbraucht und ungewaschene Hose und roch nicht gerade zimperlich.
Auf seinem Rücken eine dunkle, nach oben schmaler werdende Tasche. So stand er für kurze Zeit an der Türinnenseite und blickte stumm auf das Innenleben der Eckkneipe.
Auch wir sagten nichts und warteten darauf was passiert. Genauso erwartungsvoll starrte auch der Wirt zu ihm herüber, der nur wenige Meter vor ihm hinter seiner Theke stand. In den nächsten Minuten geschah nichts weiter. Er stand nur da.
Die wenigen Gäste saßen und der kurze Augenblick nahm eine nüchterne Gestalt an. Der junge Mann, bärtig, strubblig zottelige schwarze Haare, ging entlang der Fensterwand längs der Theke zu einem hinteren Platz. Doch er setzte sich nicht wie Besucher es gewöhnlich taten an einem freien Hockerplatz, sondern blieb an der Theke stehen. Die Musik rieselte Leise im Hintergrund. Irgendeine Sängerin die sich gekonnt im Jazzstil in ihrer Heimatsprache Leidenschaftlich austobte.
Der junge Mann, dessen Name er nicht preisgab, lehnte sich über den Tresen. Auch der Wirt dahinter kam etwas näher zu ihm, blieb aber auf Distanz. Wir schauten gebannt darauf, im Stil eines sprechenden Beobachters und warteten was weiter geschah. Seine Lippen öffneten sich und es drangen Silben zu uns herüber die wir aber nicht weiter deuten konnten. Betrunken schien er nicht.
Mein Kumpel stupste mich an, denn schräg hinter uns auf der Empore tat sich etwas. Drei, Vier Besucher der Eckkneipe stellten sich im Halbkreis mit Blick zum Wirt Josef auf.
„Ej, Kollege, hier gibt’s doch sogleich ein Ständchen für den Wirt:“,
Joh, auf das uns sie uns mit A-Capella berauschen.!“, mein Kumpan nickte.
Noch etwas zurückhaltend in seinen Aussagen drehte sich Josef, der Wirt des Hauses zur Empore herum und gab mit einem Handzeichen zu verstehen dass er für ihre Darbietung
Bereit zu sein schien. Im Blickfeld noch den jungen Mann der sich
immer noch zu sich Selbst sagend äußerte. Wir betrachteten dass ganze Szenario des Versuches das Telefon zu bekommen in diesem Moment als Gegenstandslos.
Die Gruppierung auf der Empore begann sich im Summen einzustimmen.
Eine junge Frau trat hervor und sah den Wirt an und sprach Worte der Einleitung.
Dann stimmten sie sich in `My fair Lady` ein und zugegeben es war Stimmgewaltig untermalt in eigener Harmonie rübergebracht.
Zum Ende des Liedes gab es wie Selbstverständlich ein Applaus der Anerkennung.
Josef, der Wirt hob sein Glas Dankend zum Prosten, und auch die vier Künstler des Vortrages. Wir drehten uns herum. Eine fröhliche Runde entstand. Nach dem Motto des guten Einstieges an diesem doch fröhlichen und Wohlgesinnten Abend.
Es strömten weitere Besucher ein und auch Besucher, die wir mit Vornamen begrüßten und die auch Uns freudig sinnten.
Nun trafen auch zwei neue kühle Blonde auf unseren Bierdeckeln ein und
ein bekanntes Gesicht nahm seinen Platz hinter der Theke ein um die Bewirtung der heutigen Gäste zu unterstützen. Eine junge Mutter, thailändischer Abstammung, die mit ihrer Familie hier die Endstation ihrer westlichen Auswanderung vollzogen hatte.
Sie begrüßte auch uns freundlich mit ihren stimmlichen Akzent und begab sich zu den Gästen auf der Empore.
Die Türe öffnete sich erneut und draußen hielt ein Taxi. Die Türe wurde von einer jungen Frau daran gehindert wieder ins Schloss zu fallen.
„Findet hier das kleine musikalische Abschiedsprogramm statt?“, fragte sie uns und blickte sich in der Eckkneipe umher.
Der Wirt war gerade nicht hinter seinen Tresen.
Die Bedienung kam, rückte etwas näher zur Frau, und nickte freundlich herüber. Sie verstand und winkte dem Mann im Taxi zu. Dieser erhob sich aus dm Taxi, gab dem Fahrer sein Geld und bedankte sich freundlich. Ein kräftiger bärtiger, südländischer Mann betrat durch die Türe den Raum und begrüßte mit seiner Begleiterin einige der Anwesenden Besucher und holte sich einen Hocker mit nach oben auf die Empore.
Mein Kumpan erzählte von seinem kleinen Dilemmer, dass im während seines Arbeitsreichen Tages widerfahren war. Ich lauschte gespannt und nicht sonderlich erwartungsvoll. Viele seiner Eskapaden kannte ich bereits, so hatte ich doch schon einige Wochen bei seiner Schaffenskreation gestalterisch mitwirken können.
Mein Blick galt dem jungen Mann der noch immer nun gestikulierend in einem Wort-Geflecht mit dem zurück gekehrten Wirt seine Verhandlungen um das Telefon führte.
Kompromisslos und mit einwandfreier Mimik wies Josef dem jungen Mann zu Türe hin. Dieser aber wiederholte erneut seine Wortwahl und versuchte nochmals weniger Stilvoll das Telefon für was auch immer zu erhaschen. Mein Kumpan erhob sein Glas und nannte mir die Schadenssumme seines heutigen Debakels. Schluckend mit einem
Räuspern stellte ich das meinige Glas kühles Blondes wieder auf den Pappdeckel zurück und drehte mich herum.
Der junge kräftig gebaute, südländische stämmige Mann hieß Grommes. In einer kurzen Ankündigung stellte er sich vor. Rückte seinen Hocker zu Recht und nahm die verblasst wirkende alte Westerngitarre an sich.
In zupfenden und in kurzem Intervall behafteten Zügen stimmte er sich ein.
Dann drehte er sich zur Runde in der Josef saß und führte seine ersten Griffe vor.
Musikalisch eine Wucht. Damit hatte keiner gerechnet.
Ein Aufschrei durchbrach die ersten Takte der Grifffolgen. „Yeeaaahhh“ und noch einmal erfolgten einige Wortfolgen, die einen Satz zu bilden schienen.
Es war wieder der junge, bärtige Mann hinten am Tresen, der zu unserem einvernehmlichen Erstaunen ein Telefon in der Hand hielt und irgendwie versuchte damit zu kommunizieren. Gleichzeitig aber beide Hände in die Luft hielt und zum Takt ungleich irgendwie mitwippte. Josef bekam von alledem nichts mit. Ziemlich rasch befand ich mich wieder in der gleichen Welle der Musikalischen Darbietung des Künstlers. Wahnsinn mit was für einer Handtechnik er die Eckkneipe atmosphärisch umdekorierte. Für einen kurzen Moment schloss ich meine Augen und ließ mich inspirieren. Uns gefiel was wir hörten. Leidenschaftlich vorgeführt in Griechischer Sprache und Sicherlich fast identisch mit einer sehr bekannten griechischen Musikkapelle. Mein Kumpan schwankte zur Musik und der erste Applaus war mehr als eine kleine Aufforderung noch mehr aus seinem Repertoire zu spielen. Was er auch tat. Der Verdunstungsgrad stieg etwas an.
Die Luft in der Eckkneipe hüllte sich in leichten Dunst. Vereinzelnd durchwanderten schimmernde Rauchschwaden den Deckenbereich und bleiben haften. Um dann zielgerecht die Raumluft einzuleiben.
Mit einem weiteren, nicht enden wollenden Applaus beendete er seinen Auftritt. Rasch legte er die Westerngitarre wieder zurück auf ihren Platz.
Der Abend war in seinem Element. Diese Eckkneipe wurde ihr Ruf wieder mal gerecht. Unter vielen Lokalen Musikern in dieser Stadt war sie der eigentliche Treffpunkt nach einer gelungenen Probe. Oder gar auf einer Besprechung zum Glas kühlen Blondes.
Wir sahen herüber zum jungen Mann mit dem Telefon, der sich immer noch damit beschäftigte ein Gespräch zu bekommen. Mein Kumpan schüttelte mit dem Kopf.
Ich sah noch einmal auf und begrüßte ein mir sehr gut befreundetes Pärchen. Er ein begnadeter Gitarrist und sie eine gelernte Sopranistin, die sich auf die Interpretation der bekannten Welthits spezialisiert hatte. Ich hoffte insgeheim die Beiden gäben ihren Beitrag zu diesem heutigen Abend.
Doch mein Hoffen auf eine Interpretation der Beiden stieß auf eine Ablehnung. Sie hatte eine leichte Entzündung in den Stimmbändern.
Ich bestellte mir noch ein kühles Blondes und mein Kumpan vertiefte sich in einem Gespräch mit einer nicht minder gekühlten jungen Frau.
War wohl irgendwie in seinem Element und sprach mit charmanter Zunge.
Die Blonde Frau im gegenüber behielt zwar die Distanz, doch war von ihm nicht abgeneigt. Sei lächelte zart in sein Antlitz und spielte nervös mit ihren Haaren.
Mit dem Glas in der Hand versuchte ich einen Schluck aus diesem zu bekommen, als zur gleichen Zeit der Fuß meines Kumpans an meinem Stuhlbein trat. Unvorsichtig verschluckte ich mich halb und die blonde Frau neben ihm lächelte herüber. Auch mein Kumpan lächelte mit den Worten „Brauchst wohl Nachhilfe!“,
„NE, hatte gerade mit einer Bodenwelle zu kämpfen.“, erwiderte ich weniger froh.
Sein Fußtritt gegen mein Stuhlbein war nicht gerade sanft.
Josef kam vorbei und sah zu uns herüber.
„Der ist ja immer noch da!“, „Wer ist immer noch da?“, fragte ich mit lustigen Unterton. Josef antwortete nicht zimperlich darauf. Es schoss aus ihm heraus.
„Was macht der denn mit dem Telefon? Mein Kumpan ließ sich es nicht nehmen ihm eine Antwort zu geben. „Er kommuniziert frei und unverblümt!“, „Der hat hier nicht zu telefonieren!“ erwiderte Josef nicht sehr zurückhaltend.
Und mit diesen Worten schritt er durch den schmalen Gang im Tresen zu dem jungen Mann mit der Gitarrentasche.
„Wird der jetzt Handgreiflich und schmeißt den Kerl heraus?“,
„Ich schätze jetzt schon!“, erwiderte ich und im gleichen Moment entnahm er dem jungen Mann etwas unsanft das Telefon aus der Hand.
„Jetzt ist aber genug. Verschwinde endlich aus meiner Kneipe“, schoss es ihm aus den Wangen. Dann glitt er etwas zurück und die Reaktion ließ sich nicht lange auf sich warten. Wörter des unbändigen störrigen Kindes sprudelten aus dem jungen Mann.
Mit wenig Aufmerksamkeit befassten wir uns wieder dem Geschehen hinter uns den es ertönten einige Töne des Pianos auf der Empore. Ein Musiklehrer der Nahe liegenden Schule spielte sich hart gegriffener Töne auf diesem ein.
Er begann Eisern und Disharmonisch wirkend in unseren Ohren zu erklingen. Wir staunten den er als Musiklehrer hatte eine harte Gangart auf dem Piano. Man fühlte sich in einem harmonischen Abend leicht irritiert.
Über Geschmack lässt sich nicht streiten.
Josef diskutierte nicht gerade Leise mit dem jungen, bärtigen Mann an dem Tresen. Er stand da und blickte ihn an. Dann nahm er das Telefon an sich und wählte eine
Nummer eines Taxiunternehmens. Josef starrte ihn an und verwies anschließend auf die Eingangstüre der Eckkneipe. Dieser trabte langsam und vor sich her, etwas laut Worte ausrufend die aber in dem Geschehen und bei dem kräftig- wirkenden Tastenanschlag des Musiklehrers verhallte.
„Nanu, der geht jetzt schon!“, stieß mein Kumpan hervor und ich erwiderte lächelnd:
„Ruf ihn doch mal! Der setzt sich bestimmt zu Dir!“
Er sah mich an und sah auf den Tresen. Dann schaute er hoch und holte Luft. Mit einem Schnipsen meiner beiden Finger sah er wieder zu mir rüber und grinste.
„Haste gedacht ich rufe den…“, „Sicher nicht, ich dachte Du wolltest die rauchige Luft hier inhalieren um die die letzte Dröhnung zu holen.“, „Da brauchst´de nur noch dem Pianospieler weiter zu zuhören.“ – „Recht haste!“, erwiderte ich.
Die Eingangstüre fiel zu und aus dem vorderen Fensterbereich konnten wir den jungen Mann stehen sehen. Er stand nur da und schien auf die Strasse zu blicken.
Einfach nur so.
Ein befreundeter Bekannter lief vorbei an unserem Sitzplatz und blickte etwas verstört drein. Sein Blick fiel zu uns und er stoppte seinen Weg.
„Wer hat den bezahlt?“, stieß mein Kumpan heraus. Unser Bekannter blickte etwas unfromm und sagte dann: „…ich bin…ehrlich ich bin total zerrissen…!“
Ohne ein weiteres Wort lief er weiter und verschwand im oberen Bereich, der zu den Toiletten führten. Wir sahen uns an und tranken ohne uns dazu noch weiter zu äußern.
Rieselnd sprudelten Tonfolgen, Terzen, Quinten und harte Akkordfolgen mit Dominanten im Wechsel mit Subdominanten Quergespielt über die Tasten des Pianos. Wir waren selten bei so einer Unterhaltung Diszipliniert Anwesend geblieben.
Doch der eigentliche Höhepunkt des Abends stand noch bevor.
Für diesen Abend hatten sich die Freunde und einige der Stammgäste einen besonderen Gastmusiker geladen. Der Wirt Josef selber wusste von dem noch nichts.
Unser Bekannter kam von dem hinteren Bereich wieder als die Musik am Piano verstummte. Die wenigen an den Tischen auf der Empore hielten sich leicht bedeckt mit ihrem Applaus.

Die Einganstüre öffnete sich erneut und es dauerte keine Minute als der älter wirkende Mann freundlich von fast Allen Anwesenden begrüßt wurde. Geradewegs lief er mit seiner Begleiterin zur Empore hoch.
Beide wurden nochmals mit einer herzlichen Umarmung und Küsschen Links und Küsschen Rechts begrüßt..
Zu meiner Verwunderung stand der junge Mann, bärtig, strubblig mit zotteligen schwarzen Haaren noch immer an der angrenzenden Strasse und blickte auf diese Regungslos herab.
Hans setzte sich hinter uns an das Piano. Wir hofften dass es jetzt nicht ganz so Hart in der musikalischen Interpretation wurde, und wir wurden zu unserem Erstaunen erhört. Denn Hans, war Nebenbei für die romantische Untermalung in gehobenen Restaurants zuständig und sein Anschlag war weich und sehr Angenehm in der musikalischen Darbietung.
Sehr poetisch und Zart beseidet glitten die Tonfolgen der Musikstücke einer gemischten Ära von Bach, Beethoven, Rolling Stones, Beatles bis zu den Besuchen einiger Interpreten aus den frühen Achtzigern. Es war Sinnlich. Er verstand sein Handwerk und Josef hielt sich nicht dabei zurück zwischen den Gästen Auf und Ab zu gehen und in einigen Momenten des freien Gemüts sich tänzerisch mit den Gästen zu bewegen. Wir genossen unser Bier und ließen mit vielen, lang anhaltenden, dankenden Applausregen ihm dazu bewegen noch Einmal seine Finger weich und bedacht auf die Tasten des Pianos gleiten zu lassen. Der Abend war eine sehr gelungene Abschiedfeier für Josef, einem Wirt der viele Abende mit seinen Gästen zu etwas besonderem gemacht hatte. Als wir nach Hause durch die schmalen Gassen liefen, begann es zu regnen.
Der wolkendurchdrängte Himmel über Uns ließ sich dieses nicht nehmen.
Mit einem letzten Gedanken daran schloss ich den Abend ab. Noch einmal las ich den Zeitungsartikel, betrachtete das Foto darunter und erhob mich von meinem Stuhl. Das ich daran noch mal denken würde. Dieser Abend war vor einer langen Zeit schon gewesen doch es war einer der schönsten die ich in meiner aktiven Zeit als Musiker und Besucher dieser Eckkneipe erleben und genießen durfte.

Ende

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