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Back All (10)

Am nächsten Schultag ging sie ohne die Brille ihres Vaters in die Schule. Sie hatte sie gestern etwa eine Stunde lang gesucht, doch hatte nichts finden können. Da er nach der Arbeit noch auf einem Firmenessen gewesen war, hatte sie bereits geschlafen, als er zurück kam. Ihre Mutter hatte auch nicht gewusst wo die Brille versteckt war und wunderte sich über Lindas Suche nach der Brille. Noch mehr wunderte sie sich allerdings darüber, dass Linda ihr nicht verraten wollte, wozu sie die Brille brauchte.
Also hatte sie an dem Morgen einen Zettel auf dem Frühstückstisch gefunden, auf dem stand: Habe dir einen Termin beim Optiker gemacht. Ihre Mutter dachte also, sie brauchte die Brille zum sehen. Mist. Dabei glaubte sie ihre Augen seien eigentlich gut. Sie sah alles, was sie sehen wollte.
Sie hatte sich vorgenommen, sich bei Annita zu entschuldigen, aber als sie den Gang entlanglief und Annita mit ihren Freundinnen zusammen stehen sah, rutschte ihr das Herz in die Hose. Es wäre so viel einfacher, wenn sie alleine wäre. Besonders Michelle. Ob Annita ihnen von Lindas seltsamen Verhalten erzählt hatte? Bestimmt. Sie erzählten sich bestimmt alles. Sie packte ihre Bücher aus dem Spind, schloss die Tür zu und lief durch den Gang. Sie war schon fast an den Mädchen vorbeigelaufen- tuschelten sie über sie?- als sie sich ein Herz fasste: Sie wollte ein NORMALES Leben. SIe wollte etwas ÄNDERN. Das konnte und würde sie nicht tun, wenn sie nicht tat, was sie tun müsste. Also drehte sie sich um, lief mit zitternden Knien auf die Mädchen zu und stammelte dann: "Ann...Annita?" Alle drehten sich sofort zu ihr um, aber es war Michelles Blick, der sie zuerst traf. "Die schon wieder", hörte sie ihre Gedanken und wandte den Blick ab, zu Annita. Sie sah ihr in die Augen. Sie würden ihr verraten, ob sie noch eine Chance hatte. Sie spürte Überraschung in sich aufkommen, und eine Erinnerung in Annita aufflackern. Lindas letzte Worte und ihr wütender Abgang gingen ihr durch den Kopf und sie fragte sich, was sie nun wollte. Sie sah umwerfend verblüfft aus. "Kann ich dich kurz sprechen?", fragte Linda leise und wandte sich ab.
"Ok...warum nicht?", sagte Annita ruhig, "Mädels, wir sehen uns in Kunst"
Annitas klackernde Schritte folgten ihr durch den Gang in eine Ecke. Einige Jungs grüßten Annita und warfen auch Linda neugierige Blicke zu. Sie wich ihren Blicken stur aus.
"Hast du dich wieder beruhigt?", wollte Annita wissen, als sie stehen geblieben waren. Sie wirkte nicht feindselig, aber etwas aus ihrer fröhlichen liebevollen Stimme war verschwunden. Sie erwartete eine Erklärung. Das wusste Linda. Sie seufzte und zwang sich Annita in die Augen zu sehen, dann sprach sie: "Es tut mir Leid, wegen gestern...es ist nur, du erinnerst mich ein wenig an ein Mädchen aus meiner alten Schule, die auch so hübsch und beliebt war wie du...und...sie und ihre Freunde haben mich immer behandelt wie Dreck und ich habe dir misstraut, weil...", sie rang nach Worten, "...ich dachte, dass du vielleicht so bist, wie sie und...es tut mir Leid, ich hätte dich nicht anbrüllen dürfen."
Annita lauschte ihr aufmerksam und jetzt konzentrierte sich Linda auf ihre Nase, damit sie ihr nicht in die Augen sehen musste. Würde sie ihr verzeihen?

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