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Ich gehe in meinen Garten und zähle das Gras

Ich gehe in meinen Garten und zähle die Grashalme, die meinen neuen Rosenstock kitzeln. Die kleine nackterdige, bis gestern noch rasenfreie Zone rund um den Trieb ist von sieben niedlichen grünen Halmen durchbrochen, die nach Wärme und zum Licht streben.
Genau, wie ich.
"Wenn ich euch jetzt nicht herausreiße, überwuchert ihr in null Komma nichts mein Beet!" nörgle ich und lege mich zu ihnen; natürlich außerhalb der dunklen, immer noch feuchten Erde rund um die Rose.
Können Gräser zuhören? Mir scheint, so wie sie sich mir zuneigen, dass dem so ist. Mmh. Mein Blick schweift über den Rasen; bleibt an den Stellen hängen, an denen weitere prachtvoll gediehene Pflanzen im trauten Miteinander mit dem Gras leben. Leben? Existieren und verholzen. Sind und eingehen. Wachsen und beschnitten werden. Blühen und verwelken.
Meine Herren, was ich mir wieder für einen Scheiß einfallen lasse, nur um mich auf eine Ebene über den profanen Alltagsmüll zu begeben. Eine Ebene, die es gar nicht gibt.
Die neuesten Meldungen zum Thema: Wie verarsche ich den Bürger, haben mich aus dem Sessel in die frische Nachmittagsruhe meines Gartens getrieben. Ich gehe jetzt Gras zählen, habe ich Westerwelle an den Kopf geworfen, dass dieser sich erstaunt umgesehen hat. Ob er mich gehört hat? Vielleicht gibt es die totale Überwachung ja doch schon! Eher nicht, die FDP wahrt unsere Freiheit. Oder?
"Junge, zähle das Gras. Hör auf mit dem Blödsinn", ermahne ich mich.
"Ich weiß genau was hier läuft, aber ihr kriegt mich nicht", rufe ich laut und erschrecke. Geht es wieder los? Ich habe Angst.
"Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht..."
Acht! Vorhin wart ihr doch nur sieben, denke ich und springe auf.
"Habt ihr mir schon wieder was untergeschoben", rufe ich und gerate in Panik. Verdammt, habe ich meine Medis nicht genommen? Doch, habe ich. Beruhigt zähle ich nochmals: "Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun..."
"Neun! Sie kommen zurück! Ich muss sie aufhalten!" brülle ich und werfe mich auf die Rose; mit dem Gesicht voran.
"Heinz? Oh nein!" höre ich ihre Stimme von der Terrassentür.

Ich zähle das Gras. Tag für Tag. Manchmal besucht sie mich noch und erzählt von den Kindern. Ich höre nur mit halbem Ohr zu, damit ich die gezählte Zahl nicht vergesse und von neuem zählen muss: "...acht, neun... acht, neun... acht, neun... acht, neun...

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"Heinz? Oh nein!"

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..., acht, Gras, neun..., Rasen

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H.P.BarkamH.P.BarkamRank 3

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