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„Das hat sie einfach nicht interessiert, diese selbstsüchtigen Idioten.“ Seine Faust krachte auf den Tisch, von den Büchern zwischen ihnen rieselte der Staub. „Ihnen war egal was passieren wird! ‚Nach uns die Sintflut’ war ihr aller Moto – und die haben wir jetzt“, donnerte es durch den hohen Kuppelsaal der Bibliothek. Alle Gesichter starrten in ihre Richtung.
„Professor, bitte, beruhigen Sie sich wieder. So hatte ich es nicht gemeint.“
„Genau so hat es sich aber angehört, Julius“, und schon war sein Kopf wieder hinter dem Stapel Bücher abgetaucht.
„Aber – Professor…“
„Wären sie nur ein kleines Bisschen auf die Interessen ihrer Nachwelt und nicht nur auf ihren eigenen Profit bedacht gewesen“, tönte es hinter dem Bücherstapel hervor, „hätten sie schon früher angefangen nach Alternativen zu suchen. Uns könnte bereits jetzt eine umfassende Lösung zur Verfügung stehen – Egoistenpack!“
„Meine Herren, ich muss Sie um Ruhe bitten, sonst werde ich Sie des Lesesaals verweisen.“ Eine Mitarbeiterin der Bibliothek machte auf der Hacke kehrt und streifte zu ihrem Platz zurück.
„Ist schon in Ordnung, Julius“, linste der Professor über den Stapel „Ich weiß, dass Sie sie nicht in Schutz nehmen wollten. Suchen Sie lieber weiter. Wenn wir es nicht bald finden, wüsste ich nicht was die bevorstehende Katastrophe noch aufhalten könnte.“

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In den letzten Monaten war es weltweit vermehrt zu Protesten und vereinzelt sogar zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen gekommen, als bekannt wurde, dass das Erdöl zur Neige geht. Sofort hatten Staaten und große Industriekonzerne damit begonnen den wertvollen Rohstoff zu horten. Deutlich schlimmer wurde die Situation noch als die erdölfördernden Staaten beschlossen hatten kein Öl mehr zu exportieren.
Professor Bell hatte sich mit seinem Doktoranden Julius auf die Suche nach einem alten Entwurf von Rober Hooke für eine Apparatur gemacht, die das Energieproblem der Erde lösen könnte.

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„Hier ist nichts zu finden“, donnerte Professor Bell schon wieder so laut los, dass zahlreiche Augenpaare sie durchbohrten. „Ich weiß im Moment nicht mehr, wo wir noch suchen sollten. Die Universitätsbibliotheken, nichts, hier, nichts und selbst die Bibliothek der Royal Society, nirgends war ein Hinweis zu finden. Es ist zum Verzweifeln.“ Erschöpft ließ er sich nach hinten auf den Stuhl sinken.
„Wir werden schon noch fündig, Herr Professor. Bestimmt haben wir den entscheidenden Hinweis übersehen“, versuchte Julius seinen Mentor wieder aufzumuntern. „Am besten gehen wir alles noch einmal durch.“ Frustriert winkte der Professor ab, ohne einen weiteren Laut von sich zu geben.
„Entschuldigen Sie bitte, meine Herren. Wenn ich sie richtig verstanden habe, und das ist bei ihrer Lautstärke nicht schwer, sind sie auf der Suche nach alten Aufzeichnungen von Robert Hooke?“ Die Bibliothekarin war wieder zu ihnen gekommen. Julius dachte im ersten Moment schon, sie würde ihnen nun den Platzverweis erteilen. „Mein Name ist Emily Palmer. Ich glaube, ich könnte Ihnen behilflich sein, wenn sie mir versprechen hier keinen Radau mehr zu machen.“, auf ihren Lippen zeichnete sich der Hauch eines verschmitztes Grinsens ab.
„Ja, und wie könnten Sie uns behilflich sein?“, fragte Professor Bell in überzogenem Flüsterton.

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„Ich bin gut vertraut mit dem Bestand der Bibliothek der Royal Society London. Wie Sie bestimmt selbst wissen, war Robert Hooke dort viele Jahre sehr aktiv und bekleidete verschiedene Ämter. Während Nachforschungen für meine Dissertation habe ich den Buchbestand der erwürdigen Anstallt quasi umgegraben.“ Sie nahm ihre Hornbrille von der Nase und fuhr fort: „Ich bin dort auf einige Dokumente aus Hookes Feder gestoßen, die ich nicht zuordnen konnte, da sie nur Fragmente zu enthalten schienen.“
Julius fiel auf, dass Professor Bell inzwischen sehr interessiert zuhörte. Er war sich nicht sicher, ob sein Interesse thematischen Ursprungs war oder die Bibliothekarin ihn mit ihrem hübschen Gesicht verzauberte, das sie hinter der Hornbrille versteckt hatte.
„Ich finde, das klingt vielversprechend, Professor“, sagte Julius. „Was meinen Sie dazu, sollten wir der Royal Society London einen Besuch abstatten?“
Professor Bell nickte langsam. „Ja, ich glaube wir werden dort mit unserer Suche fortfahren. Vielen Dank für Ihren Hinweis, Missis Palmer“, er deutete einen leichten Diener in ihre Richtung an.

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Als sich Bell sich schnellen Schrittes auf den Weg aus dem Lesesaal machte und Julius ihm nach eilte, folgte ihnen Missis Palmer unmissverständlich in Richtung Ausgang.
„Darf ich fragen, was Sie beabsichtigen, Missis Palmer?“, fragte Professor Bell, der unvermittelt wieder stehen geblieben war und sich zur Bibliothekarin umgedreht hatte.
„Nennen Sie mich Emily“, strahlte sie ihn entwaffnend an. „Es ist doch so, wenn Sie bei den hohen Herren der Royal Society ankommen, wird man ihnen bestimmt nicht ohne Weiteres Einlass gewähren, um im wertvollen Bestand ihrer Folianten zu stöbern. Außerdem wissen Sie gar nicht, wo sie dort anfangen sollten zu suchen. Wenn Sie aber eine Ehrenmitglied des Vereins bei sich haben, wird das vieles vereinfachen.“ Entschlossen stand sie vor Professor Bell, immer noch mit einem verschmitzten Grinsen auf den Lippen.
„Sie wollen also mit uns kommen, Missis Palmer, Emily?“, nachdenklich legte er seine Stirn für ein paar Sekunden in Falten. „Tja, warum nicht. Wenn Sie uns denn unbedingt behilflich sein wollen. Ich heiße Marcus.“ Auf dem Absatz machte er kehrt und strebte in zügigem Schritt weiter auf den Ausgang zu. Emily und Julius folgten ihm.

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John Malus kratzte sich nachdenklich über der linken Augenbraue, eine unbewusste Geste, welche er von seinem Vater übernommen hatte. Mit einem zufriedenen Ausdruck auf den, wie aus Alabaster gemeißelten Zügen blickte er aufmerksam, wie ein jagender Geier über die Dächer Londons. Von den Unruhen der vorigen Nacht zeugten nur mehr vereinzelte schwarze Rauchschwaden, welche gleich stummen Todesfeen durch die gezeichneten Straßen der Metropole wanderten.
Durch die breite Glasfront seiner Suite konnte er vereinzelte Scharen von berittenen Bobbies in Begleitung von gehetzt blickenden Soldaten der Royal Infanterie erkennen, welche dafür sorgten, dass sich die brandschatzenden Marodeure nicht auch noch am Tage an der blutenden Stadt vergriffen.
Harte Zeiten für wahr. Aber nicht für jeden. Aus der glossende Asche dieses Chaos würde ein flammender Phönix erstehen. Leuchtender als die Aurora Borealis und feuriger als der Nordstern. Er benötigte nur genug Brennstoff. Brennstoff wie es das Schwarze Gold war.
Malus wand sich zu dem jungen Mann herum welcher still wie eine alte Skulptur hinter ihm gestanden, hatte.
>> Her Mikael , was wissen sie über Robert Hooke?<< sprach er ihn an.
Regungslos, blickte Mikael, Malus an und antwortete mit einem ignoranten Schulter zucken. ``Sehr gut, köstlich.´´ dachte Malus bei sich. `` wie leicht der ungebildete Pöbel doch zu instrumentalisieren war``. >> Auch egal, wir sind uns über das Ziel ihres Auftrages im Klaren?<<
MIkael nickte mit einem finstern Blick, rieb sich über das unrasierte Kinn und strich sich durch die fettigen Haare.
>> Alles klar, sie wollen das ich einen aufgehetzten Mob heute Abend dazu bringe, dass er das Gebäude der Royal Society in Schutt und Asche verwandelt.<< zischte er bissig, wie ein tollwütiger Kampfhund hervor. `` Für einen ehemaligen Mossad-Agenten fast schon eine Lapallie aber solange die Kohle stimmte.
John Malus nickte und widmete sich wieder dem Studium von Londons Skyline.

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Nach einer rasanten U-Bahnfahrt durch London kamen die drei bei der Royal Societey an. Sofort machten sie sich auf den Weg ins Gebäude, das schon von einer unruhigen Menge belagert wurde. Am Empfang machte es sich auch schon bezahlt, dass Emily zu ihrer Truppe gehörte. Ohne weitere Verzögerung gelanen sie in das Allerheiligste der ehrwürdigen Gesellschaft.
"Und nach was suchen wir jetzt?", wollte Julius wissen.
"Das wird uns bestimmt gleich Emily sagen", wandte sich Professor Bell an sie.

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Mit ruhiger Hand griff Mikael nach der erwartungsvollen Flasche welche, er in den Untiefen seines braunen Ledermantels versteckt hatte. Ein Drittel Heizöl Zwei Drittel Benzin. Die Explosion sollte kurz und knackig wie der Schuss aus einer Pistole sein. Das wahre Chaos überließ er der verschlingenden Macht ds Feuers welches sich bald durch die alten Gemäuer der Royal Society fressen würde. Mit ein freundschaftlichen Knistern umarmte die kindliche Flamme, des Feuerzeuges den benzingetränken Stofffetzten im Hals des Molotow-Cocktails und wuchs sogleich zu einem jugendlichen Flackern heran.
Mikael spannte seinen austrainierten Körper , visierte das Gebäude, welches von einer Sperrkette aus verzweifelt ringenden Bobbys mit Schlagstöcken und Sturmschilden abgezäunt wurde, an. Wie ein Schwarm sterbender Vögel, dunkel und hart schlugen unzählige Pflastersteine in die Reihen der Staatsgewalt ein. WIe Marionetten denen die Fäden durchgeschnitten wurden, sackten einige der Staatsdiener zu Boden. Ein Sturmtrupp aus berittenen Polizisten raste mit mörderischem Tempo in den aufgebrachten Mob und fällte unzählige Menschen mit gezielten Schlägen ihrer Hartgummi-Tonfas. Im innersten Mikaels erstrahlte ein Gefühl heller Freude. Dies waren die prickelnden Momente welche seine Arbeit interressant machten. Mit diesem Gedanken holte er weit aus, und ließ den Molli in einem hohen Bogen, dass jeder Olympiabewerber vor Neid erblassen würde, fliegen.
Gerade als er dem feurigen Schweif hinterherblickte , sah er aus dem Augenwinkel wie drei unscheinbare Gestalten, geduckt durch die Polizeikette in das Gebäude hasteten. ``DIe heiligen drei Könige hinter dem Feuerschweif`` .
Grinste er in sich hinein und widmete sich wieder dem Schreichor der Demonstranten. >> Ihr haltet euch warm mit Öl, wir wollen es auch, verbrennt die Reichen!<< Eine dumpf, klirrende Explosion entfachte ein gefressiges Feuernest auf den ehrwürdigen Mauern, gerade als beißende Gummigeschosse in die Menge fuhren. Das Chaos brach vollends aus.

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