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Turus Augen blitzten.
"Sie merken es nicht. Dieses Scheißvolk ist so dekadent, dass sie es nicht schmecken."
Sonja, kalt wie Hundeschnauze, zuckte nur mit ihren Schultern und ging zurück ins Lokal. Was sollte sie auch zu dieser neuen Verrücktheit sagen? Irgendwann würden sie Turus dabei erwischen, und sie sich einen neuen Job suchen müssen.

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Das Innere des Lokals war modern eingrichtet und kopierte den Stil der us-amerikanischen Kaffeeketten, obwohl es keinem Franchise angehörte.
Hinter der Bar stand die Frau, die für den Minimumlohn den Kunden "Kaffee" ausschenkte. Oder Sandwiches anbot. Doch zu diesem Zeitpunkt gab es hier keine Kunden, die es zu bedienen galt, und so blätterte die junge Frau gelangweilt in einem Magazin und nickte Sonja beiläufig zu, als diese an ihr vorbei lief, und hinter der Tür zu der Kühlkammer, in der die verderblichen Lebensmittel gelagert waren, verschwand.

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Die Neue macht zu auffällig auf 'ich sehe und höre nichts', dachte Sonja, und lugte vorsichtig zurück, bis sie die Theke einsehen konnte.
Die Neue hielt ein Handy in der Hand, das sie wie wild betippte.
Würde mich doch interessieren, was die Kleine da jetzt schreibt, dachte Sonja und erkannte in diesem Augenblick die Möglichkeit. "Turus! Turus!" kreischte sie los und sprang zum Tresen. "Sieh doch bitte nach, wo Turus steckt", rief Sonja der Neuen zu. "Ich halte hier solange die Stellung. Na schau mich nicht so an Mädchen. Mach hinne!"
Die Neue ließ alles stehen und liegen und spurtete los in Richtung Büro. Sie war erst wenige Tage dabei und brauchte den Job.
Darauf hatte Sonja gehofft, als die Neue ihr Handy vor sich abgelegt hatte, um das Radio in ihrem Rücken ein wenig leiser zu stellen.
Dann wollen wir doch mal sehen, was du so Wichtiges während der Arbeitszeit zu schreiben hast, dachte Sonja, und hoffte darauf, dass die Neue den Text nicht gelöscht hatte.
Zwei Sekunden später starrte sie auf die wenigen Zeilen vor ihren Augen. Was sie las, gefiel ihr aber so was von gar nicht, dass ihr nur noch ein tief im Inneren geborenes 'Scheiße' entfuhr.

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Erst zu spät kam Jana der Gedanke, von ihrer neuen Chefin reingelegt worden zu sein. Natürlich war sie sofort aufgesprungen um Turus zu suchen. Wenn man bei den Bullen als Wiederholungstäterin (Handtaschendiebstahl, ect.) gelistet war, war man für jeden Job dankbar. Auch bei einer Mitdreißigerin mit offensichtlich blond gefärbten Haaren und einem viel zu tiefen Ausschnitt. Mädchen, deine Zwanziger sind vorbei! hörte sich Jana ihr zurufen. Und fragte sich in dem selben Moment, ob sie von einer alten Frau ausgetrickst worden war. Denn nun lag ihr Handy, in das sie gerade DIE Nachricht eingetippt hatte, ungeschützt auf dem Tresen, neben dem Radio, dass sie leiser gedreht hatte, als die alte Frau "Turus! Turus! Sieh doch bitte nach, wo Turus steckt" gekreischt hatte.
Ein cleverer Tipp, dass musste sie Sonja lassen. Jana sah sich um, und auf die Metalltür zu ihrer rechten, die sie noch nie hatte durchtreten müssen. Doch Sonja verlustierte sich doch gerade bestimmt mit dem Handy. Jana nahm alles Mut zusammen und trat durch die Tür.

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