Verlassen des Büros

„So...“ Rainer Langenscheidt blickte auf seine Armbanduhr. „In 30 Minuten bin ich zu Hause.“
Der Satz richtete sich weniger an seinen Kollegen, Matthias Kern, der ihm gegenüber hinter einem Schreibtisch Akten bearbeitete, als an sich selbst. Dennoch blickte der Nicht-Angesprochene auf.
„Was?“
„Ich bin jetzt hier weg und fahre nach Hause, zu meiner Frau.“ erklärte Rainer den Plan noch einmal ausführlich.
„Ja. Mach das.“ hatte sich Kern schon wieder seiner Akte zugewandt und fuhr mit einem Bleistift Zeile um Zeile ab, auf der Suche nach Zahlen, die er mit einen Kringel markierte.
Rainer sah an dem letzten Aufflackern des Bildschirms, wie das Betriebsprogramm endgültig herunterfuhr, dann stand er auf, rückte den Sessel an den eigenen Schreibtisch heran und hängte die Jacke von der Garderobe an. Einen Blick aus dem Fenster und auf das spätnachmittagliche Wetter werfend, entschied er sich, die Jacke nur um die Hüfte zu binden.
„So. Dann mach es gut.“ verabschiedete er sich zum letzen Mal von Matthias.
„Tschau.“ Und dann, als Rainer die Türe schon hinter sich schließen wollte. „Die Akte von vorhin hast du schon in der Abteilung III abgegeben?“
Rainer hielt inne. Natürlich...
„Ich mach es morgen, in aller Frühe.“ versprach er.
„Du weißt wie früh manchmal die Post kommt, Rainer.“
Es entstand eine unangenehme Stille.
„Wenn die Akte nicht morgen früh mit der Post rausgeht, verlieren wir das Wochenende.“ setzte der Kollege nach.
Die Stille wechselte ins Unerträgliche.
„Okay, okay. Ich laufe bei der Abteilung III vorbei und gebe dort die Akte ab.“ gab Rainer nach, aus seinem Frust keinen Hehl machend. „Wo ist das gute Stück?“
„Die müsste bei dir liegen.“
Dem war auch so, doch bis Rainer den dünnen Papphefter mit den vier inne liegenden Papierblättern aus den Tiefen des To-do-Stapels hervorgezogen hatte, waren fünf seiner dreißig Minuten vergangen.
„So? Darf ich jetzt endlich gehen?“ Es klang unhöflicher als geplant.
„Hey! Du weißt genau, was der Chef gesagt hätte, hätten wir deswegen vier Tage verloren!“ hielt Matthias dem entgegen.
„Bis morgen!“
Erst nachdem er die Bürotüre hinter sich zugeknallt hatte, stieg Rainer Laune wieder ein bisschen.

Summary

Rainer Langenscheidt beschließt sich in den Feierabend zu verabschieden. Ein letzter Auftrag kommt ihmm dazwischen.

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30 Minuten sind relativ