Prost

Meiner Meinung nach trinkt die Jugend zu wenig Alkohol. Nüchtern hält man es da draußen ja auch kaum noch aus. Und die Medien, die in ihren Nachmittagsreportagen sich dann über diesen Umstand mokieren, verschwiegen, dass sie selbst ein Teil des Problems sind – wenn ich mir das Fernsehprogramm der Privatsender ansehe, scheint die Flucht in den Alkohol eine gute Option. Oder die Schlagzeilen von Deutschlands größter Boulevardzeitung.
Daher stehe ich auch Gesetzesvorschlägen, wie dem „Kein Alkoholverkauf nach 22 Uhr“ ablehnend gegen und propagiere den freien Alkoholausschank für alle. Eine Nation in einem permanenten Rausch und im ewigen Glück. Weniger Menschen, die das Rentenalter erreichen, keine Überalterung der Gesellschaft – die Möglichkeiten scheinen endlos. Gut, die Steuerreinnahmen würden sinken, aber dass könnte man durch den legalen Verkauf von anderen Drogen (Alkohol ist ja nur eine Einstiegsdroge) kompensieren.
Und wer nicht mitmachen will, soll es auch nicht. Sie oder er weiß ja nicht, was ihr oder ihm entgeht …

Als bekennender trockener Alkoholiker kann ich dir da nur voll und ganz zustimmen. Gleichzeitig mache ich aber darauf aufmerksam, dass du deine Gedanken konsequent weiterentwickeln musst. Natürlich nur solange du noch dazu in der Lage bist. Aus meiner bescheidenen Karriere als Trinker weiß ich nämlich, dass sich das Saufen glücklicherweise auf die eigene Leistungsfähigkeit im Beruf auswirkt, und man unweigerlich irgendwann seinen Job verliert. Somit ist ein weiteres erstrebenswertes Ziel erreicht, zumal man endlich nicht mehr gepflegte Drinks zu sich nehmen braucht, sondern sich mit billigem Rotwein und Aldi/Schlecker etc. Wodka abfüllen darf, was ja dem echten Trinker wiederum Freude pur ist. Auch wenn ich dem dummerweise zuvorgekommen bin und aufgehört habe zu trinken, bevor ich diese erstrebenswerte Level erreicht habe, habe ich doch viele lustige Schicksale diesbezüglich beobachten dürfen. Was mit das schönste überhaupt ist, außer dass man mit der Zeit nur noch das Saufen im Sinn hat, ist der Verlust sämtlicher Freunde, mit denen man doch so herrliche Saufsessionen hatte. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen sind die nämlich plötzlich aus dem doch so wohltuenden Säuferleben verschwunden. Und, dass ist dann noch erfreulicher, verpisst sich auch noch die Schlampe von Ehefrau oder Freundin, weil man seine Sprache ein wenig salopper handhabt - häufig so schön lustig nuschelig unverständlich - und ihr wegen ihrer ständigen Nörgelei auch schon mal eine gescheuert hat. Was allerdings extrem positiv zu betrachten ist, ist die Tatsache der schnell einsetzenden Impotenz, endlich braucht man die blöde Fotze nicht mehr bedienen, und der Verlust des Fähigkeit klar zu denken erspart einem verantwortlich für sein oder anderer Leben zu sein. Und somit ist man in nur wenigen Jahren in der überglücklichen Lage, Tag für Tag - man hat ja viel Zeit - stumpf in die dämliche Glotze zu starren, mit zittrigen Fingern billigen Fusel zu schlürfen und sich und die Welt und überhaupt nichts mehr zu verstehen, und damit seinem Selbstmitleid weinend und sabbernd zu frönen. Prost!

Summary

Gründe, die das Trinken zwingend machen, oder wie ich mich selbst fertig machen kann.

Authors

H.P.BarkamH.P.BarkamRank 3, rklrklRank 2

Idea

Jugend trinkt weniger